Re: Gustav Mahler

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coleporter

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clasjazHm. So kommen wir irgendwie nicht weiter, oder? „Das Lied von der Erde“ ist vielleicht genau das Zwitterwesen, das meinen Mutmaßungen in die Hände spielt. Und auch vom „letzten Ruheplatz“ würde ich angesichts der Bedeutung des Lieds in Mahlers Sinfonien nicht sprechen – aber dass er „auf die Symphonie hinarbeitete“: genau darum war es mir zu tun. Schubert z. B. hat gewiss nicht in diesem Ausmaß auf die Sinfonie hingearbeitet – auch wenn es da wieder andere Äußerungen (von Schubert selbst) gibt, wenn ich mich richtig erinnere. Vielleicht formuliere ich es noch einmal anders, so: Hätte Mahler auch nur zwei Streichquartette, drei Violinsonaten, fünf Klaviersonaten (wahlweise eine Sammlung Préludes oder Etudes) oder andere Kammermusik von Rang geschrieben – wäre es nicht die Sinfonie, an der er sich hätte abarbeiten müssen. Das Lied führt Mahler in die Sinfonie und ist keine „Kammermusik“. Darauf muss man nicht grundsätzlich beharren – auch ich nicht, es sei denn, in dem Sinn, in dem ich es gemeint habe. ;-)

Ich verstehe nicht so ganz, worauf du eigentlich hinauswillst. Natürlich ist Schubert der große Liederkomponist, der auch Symphonien geschrieben hat, und Mahler der große Symphoniker, der auch Lieder geschrieben hat. Aber was sagt uns das über die beiden?

(Am Rande bemerkt sehe ich Mahler als Krönung der Reihe Mozart-Schubert-Mahler.)

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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)