Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Über die Klasse der Klassik › Gustav Mahler › Re: Gustav Mahler
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
coleporterDu kannst aber die Lieder (die nun einmal zuerst in Klavierfassungen existierten!) nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, ebensowenig wie das die Symphonien vorbereitende „Klagende Lied“ und das symphonische Zwitterwesen „Das Lied von der Erde“. Ich habe dir ja insofern Recht gegeben als Mahler natürlich stets auf die Symphonie hinarbeitete – eben drum hat er ja auch viele Lieder in den Symphonien ihren „letzten Ruheplatz“ finden lassen.
Hm. So kommen wir irgendwie nicht weiter, oder? „Das Lied von der Erde“ ist vielleicht genau das Zwitterwesen, das meinen Mutmaßungen in die Hände spielt. Und auch vom „letzten Ruheplatz“ würde ich angesichts der Bedeutung des Lieds in Mahlers Sinfonien nicht sprechen – aber dass er „auf die Symphonie hinarbeitete“: genau darum war es mir zu tun. Schubert z. B. hat gewiss nicht in diesem Ausmaß auf die Sinfonie hingearbeitet – auch wenn es da wieder andere Äußerungen (von Schubert selbst) gibt, wenn ich mich richtig erinnere. Vielleicht formuliere ich es noch einmal anders, so: Hätte Mahler auch nur zwei Streichquartette, drei Violinsonaten, fünf Klaviersonaten (wahlweise eine Sammlung Préludes oder Etudes) oder andere Kammermusik von Rang geschrieben – wäre es nicht die Sinfonie, an der er sich hätte abarbeiten müssen. Das Lied führt Mahler in die Sinfonie und ist keine „Kammermusik“. Darauf muss man nicht grundsätzlich beharren – auch ich nicht, es sei denn, in dem Sinn, in dem ich es gemeint habe.
--