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Haha, darf ich fragen woraus Du diesen phänomenalen Kausalschluss entnommen hast?
Wieso muss ich „Tod und Verklärung“ kennen, wenn mich der Komponist insgesamt wenig interessiert? Reicht es nicht Werke wie „Zarathustra“, „Don Juan“ oder „Don Quixote“ zu kennen? Und was heißt geläufig? Ich kenne das Werk, aber ich muss es nicht zwingend gehört haben, oder?
Und wo liegt die plötzlich auftauchende Verbindung zu den drei bedeutendsten Dodekaphonikern der zweiten Wiener Schule? Ich persönlich erkenne nicht unbedingt eine große Nähe von Schönberg zu Strauss, vielmehr bezieht sich Schönberg in seiner tonalen Phase bis etwa Ende der 1920er Jahre deutlich auf Wagner, Brahms und Bruckner. Das hört man u.a. an den Gurre-Liedern recht deutlich.
Berg war am ehesten ein Mahler-Apologet, während sich Webern direkt auf das Schaffen Schönbergs bezieht und dieses radikal ausdeutet.
Weit wichtiger für die von Dir genannte Kippphase ist in meinen Augen das Werk Alexander Zemlinskys oder Erich W. Korngolds, die beide bereits den Weg geebnet hatten, welchen Schönberg u.a. später drastischer bestritten haben. Sehr interessant ist in diesem Fall auch die Linie der Schüler von Cesar Franck, die von Wagner ausgehend den Weg des Impressionismus und Neoklassizismus bestritten haben (d’Indy oder Magnard). Fein, differenziert, nuanciert. Genau in dieser kurzen Zeitenwende liegt für mich das Schillernde der Klassischen Musik. Weniger in den teils brachialen Sieben-Meilen-Schritten der Schönberg-Linie.
Und noch etwas persönliches: Ich kann es nicht leiden, wenn man unwissentlicherweise anderen Menschen Unkenntnis bescheinigt. Die klassische Musik ist so voll mit illustren Gestalten und einer Vielzahl an Werken. Bei der Unkenntnis eines Werkes lässt sich mit Sicherheit nicht gleich ableiten, dass derjenige nicht bewandert ist. Vielmehr kann das der Schwerpunktsetzung des Einzelnen geschuldet sein.
Aber manchmal scheint das Wissen um klassische Musik immer noch mit elitärem Gehabe verbunden zu sein…
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III