Re: Die besten Blues-Platten

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muddylives

Registriert seit: 30.09.2010

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generell liebe ich alles was T-Bone Walker uns hinterlassen hat. Live habe ich ihn auch erleben dürfen. Eine besondere Scheibe hat er zum Ende seines Lebens aufgenommen „Super Black Blues“ und „Super Black Blues II“.
Die Alben sind Aufnahmetechnisch von guter Qualität aber sie sind vorallem wunderbare Zeugnisse dieses ausnahme Musikers und einmalig gute Bluesmusik. Vorallem „Super Black Blues“, aus dem Jahre 1969, ist ein Album das ich jedem Blues-Fan empfehlen kann. Es wurde 1969 bei einem Konzert in New York Live aufgenommen. Leider war es zu der Zeit noch nicht möglich mehr als 40 Minuten auf eine LP zu bannen, daher ist die Spielzeit auf 38 Minuten begrenzt. Heute wünscht sich jeder T-Bone Fan das man damals das komplette Konzert aufgenomen hätte, aber vieleicht schlummern irgendwo in einem Archiv die Masterbänder und eines Tages…..man darf träumen.
Das Line-Up dieses Albums liest sich wie das who is who der damaligen Blues-Größen.
T-Bone Walker-Gitarre/Gesang, Big Joe Turner-Gesang, Otis Spann-Piano/Gesang, George „Harmonica“ Smith-Harp, Paul Humphrey-Drums, Ernie Watts-Saxophone,Arthur Wright-Rhythmus Gitarre, Ron Brown-Bass.
Es finden sich „nur“ 4 Titel auf dem Album:
Paris Blues 14:03 Minuten
Here am I broken hearted 3:47 Minuten
Jot’s Blues 8:15 Minuten
Blues Jam 10:59 Minuten
Was besonders gefällt, das die Songs improvisiert und spontan klingen und den Eindruck hinterlassen das hier Musiker am Werk sind die jede Note erleben und uns teilhaben lassen. T-Bone Walker und Joe Turner lösen sich spontan beim Gesang ab oder werfen sich Textzeilen zu oder ergänzen sie.
Zur Zeit der Aufnahme war George Harmonica Smith mit Sicherheit der Beste lebende Blues-Harper und hatte die Krone von Little Walter übernommen, man hört es auf diesem Album, einfach Genial.
Otis Spann hatte sich von der Muddy Waters Band gelöst und seine Solo-Karriere begonnen, 6 Monate nach diesen Aufnahmen verstarb er. Die Rhythmusabteilung war mit Paul Humphrey, Arthur Wright und Ron Brown hervorragend besetzt.
Paul Humphrey war ein Jazz & Blues Drummer der später auch mal bei Frank Zappa, Steely Dan, Quincy Jones Sammy Davis oder Natalie Cole spielte.

Alle vier Songs sind außergewöhnlich gut. Der Blues Jam ist allerdings das Sahnehäubchen. Hier stimmt alles um einen Blues-Song Perfekt zu machen. Alle Musiker sind auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren angelangt und zeigen das in diesem Song (auf dem ganzen Album). Wie T-Bone Walker seine Gitarre spielt, besser gesagt wie er sie behandelt, streichelt ist einfach Wunderbar. Gerade die leisen Töne sind das Besondere an seinem Spiel.
Die letzte Textzeile, gesungen von T-Bone Walker, aus Blues Jam geht so:“I got News for you, Good Night to you all, it was a lovely Party“. Genau das ist es, eine Wunderbare Bluesparty geht zu Ende. Aber der CD-Player hat zum Glück eine Wiederholtaste.

Das zweite Album heisst „Super Black Blues Vol.2“ und wurde 1970 Live in der Carnegie Hall/New York eingespielt.
Wieder sind T-Bone Walker und Big Joe Turner dabei. Diesmal begleitet vom Sänger und Percussionisten Leon Thomas und Saxophonist/Sänger Eddie „Cleanhead“ Vinson. Eddie spielte schon Früh mit John Coltrane zusammen, war Bandmitglied bei Count Basie und der Johnny Otis Show. Am Piano hören wir Wynton Kelly, am Bass Al Hall und an den Drums Elvin Jones.
Auf diesem Album finden sich 10 Titel aber die Spielzeit ist auch dieses mal leider nur knapp 38 Minuten.
Insgesamt ist das Album sehr jazzig ausgefallen, bis auf wenige Ausnahmen waren fast alle Musiker im Jazz verwurzelt.
T-Bone Walker spielt wie immer seine wunderbare Gitarre und singt natürlich seine Songs „Stromy Monday“ und „Sail on“.
Neben den T-Bone Walker Songs, sind besonders die Titel „Disillusion Blues“ und „Damn Nam“, die Leon Thomas singt zu empfehlen. In „Damn Nam“ kann man sich vorstellen worum es geht, Vietnam war das Thema.
Angesicht dessen, das Barak Obama nun im Weißen Haus sitzt, ist der von Eddie Cleanhead Vinson gesungene Titel „I had a Dream“ besonders zu beachten. Die Textzeile auf die man achten sollte, hatte etwas mit dem Ausspruch von Martin Luther King zu tun und geht so:
I dream I was in the White House Sittin‘ in Nixons Chair I dream he shook my hand Said „Cleanhead, I’m glad you’re here“. But that was a dream. Yes, a dream I had on my mind….

Alleine die Tatsache das T-Bone Walker auf diesem Album zu hören ist macht es für mich zum Erlebnis. Die Aufnahmequalität ist auch diesmal sehr gut, vorallem wenn man bedenkt das es sich um ein Live-Album handelt.
Immer wieder liest man das B.B.King etwas mit der Live-Show an diesem Tag im Mai 1970 zu tun hatte, aber was? Ist er zu hören? Hat er anderswo seine Finger im Spiel? Ich weiss es nicht, eventuell weiss jemand von euch was er mit diesem Album zu tun hat.

Viel Spass beim hören

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