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01. Undercover Of The Night ****
Was habe ich auf diese Single in großer Vorfreude gewartet. Und dann kam etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Ein wilder Bastard zwischen allen Stühlen. Harte Gitarrenriffs, aber nicht wie ich sie sonst kannte. Dazu Drums, die auf der Snare durchaus nach Charlie Watts klangen, aber bei den Toms eher nach Sly Dunbar, der zeitgleich das neue Dylan-Album soundmäßig prägte. Schaut man sich die Credits für den Song an, stellt man fest, dass es genau diese Aufteilung zwischen Watts und Dunbar war, die den Track prägen. Ein merkwürdiger Song, den ich heute wieder mehr schätzen kann. Anfangs wollte ich ihn gut finden, später fiel mir gerade dieses schwer. Jaggers Passion reißt viel raus. #178
02. She Was Hot ****1/2
Toller Rocker aus der Feder von Jagger, der erst auf der Bigger Bang-Tour 2006 seine Live-Premiere bekam. Hat eigentlich das Zeug zum Klassiker, aber wird oft übersehen. Von der Produktion her stören mich die für meinen Geschmack viel zu lauten gedoppelten Leadvocals („She was hot“) im Chorus. Aber die Schlusspassage mit den aufsteigenden Akkorden ist ganz großes Kino. Schön auch noch einmal Ian Stewart mit seinem famosen Pianospiel zu hören. Peinlich dagegen das Video mit dem drallen Megababe einschließlich dämlicher Slapstickeinlagen. Toll aber weider die Pictureshape-7″ mit der grandiosen Non-LP-Flipside „Think I’m going mad„. #109
03. Tie You Up (The Pain Of Love) ****1/2
Noch viel stärker unterschätzt als She was hot ist dieser Song. Nie live gespielt, aber eigentlich ein Kandidat für Clubshows. Klassischer Stones-R’n’B, wie nur sie ihn hinbekommen. Hätte auch auf Tattoo You oder gar Black And Blue gepasst. #133
04. Wanna Hold You ****
Keef bekommt auch wieder seine Nummer. Diesmal eine, die nicht nur vom Titel, sondern auch von einigen Harmonien her stark an die frühen Beatles erinnert. Fröhliches, überschwängliches Gerumpel, nicht von der Klasse, die Happy oder Before they make me run auszeichnet, aber allemal grundsolide und -sympathisch. Einer der wenigen Tracks der Platte, die auch öfters mal live gespielt wurde „This one’s called I wanna hold you or I gotta hold ya‘ or I gotta do somthing with ya!“. Yeah. #191
05. Feel On Baby ****
Mal wieder ein Reggae und nicht ihr schlechtester. Keiths Handschrift scheint klar durch, auch sein prominenter Backgroundgesang prägt die Nummer. Ansonsten wirken hier auch Sly & Robbie mit und geben der Nummer den entscheidenden Groove. Gibt’s auch als Dub-Remix auf der Undercover of the night- 12″. #252
06. Too Much Blood ****
Eins der ungewöhnlichsten Stücke der Band eröffnet Seite 2. Die Drums klingen hier deutlich mehr nach Dunbars Simmons-Drums als nach Charlies Gretsch-Kit. Dazu eine prominente Disco-Hi-Hat, mit der Jagger mal wieder versuchte auf dem Dancefloor zu punkten. Einige Strophenpassagen werden auch in der Textbeilage stolz als Rap ausgewiesen. Wenn das aber Rap ist, dann war Jagger wohl der Erfinder des Raps, denn derartige rhythmische Sprechtexte hatte er schon davor drauf. Ein interessanter Track, der aber auch zeigte, wo die Stones (bzw. Jagger) in ihrem Drang modern zu klingen ihre Grenzen hatten. Natürlich nie live aufgeführt. #213
07. Pretty Beat Up ***
Eine Nummer von Ron Wood, die mich nie sonderlich überzeugt hat. Am besten gefiel mir noch die Liveversion auf seinem Album Slide on live. Die ständige Wiederholung der Titelzeile nervt irgendwann, trotzdem solide gespielt und arrangiert. Ein schwacher Stonessong ist oft immer noch besser als gute Songs anderer Bands. #345
08. Too Tough ***
Ein Riff, das sehr nah an Jumpin‘ Jack Flash ist, aber dessen Klasse nie erreicht. Ein Song, der eigentlich viele gute Elemente hat, aber mich auch nie vollends überzeugen konnte. Am besten finde ich die Bridge „When it comes to fighting…“. Auch nie live gespielt, aber auch nicht vermisst. #327
09. All The Way Down ****1/2
Noch ein klassischer Stones-Track, den ich für sehr gelungen halte. Die Nummer hätte auch wunderbar auf frühere Stones-LPs gepasst, vielleicht wäre ihr auf einer anderen Platte auch mehr Erfolg zuteil geworden. Diese Nummer hätten sie mal auf die Bühne bringen sollen, allein deshalb ist es ein Jammer, dass es in Folge von Undercover keine Tour gab – hier wurde ein potentieller Klassiker mehr oder weniger tot geboren. #153
10. It Must Be Hell ****
Die Gitarren zitieren Soul Survivor und Honky Tonk Women. Der Text ist einer sozialkritischen Kommentare von Jagger, die man ihm so nicht abnehmen will. Oder nicht mehr abnehmen will. Weil man sich nicht vorstellen kann, dass ein Jet-Set-Rockstar sich noch authentisch in die Perspektive weniger privilegiert lebenden Menschen versetzen kann. Dabei ist der Song alles andere als übel. Hätten sie auch sehr überzeugend auf der Bühne bringen können. Hätte, hätte, Zigarette. Es sollte halt nicht sein. #179
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue