Re: Led Zeppelin – Houses of the holy

#2410055  | PERMALINK

tolomoquinkolom

Registriert seit: 07.08.2008

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KrautathausDie meisten Alben enhalten eben schon 4 – 5 Sterne Songs, deshalb bekommen 5 von 9 Studioalben bei mir auch die Höchstwertung. Nach heutigen Kriterien. Wie gut ich differenzieren kann, zeigt meine Wertung für Presence (***1/2) Coda (***), In Through The Outdoor und Houses Of The Holy (beide ****). Und natürlich dokumentiert das eine Fanhaltung; was sollte es den anderes tun, wenn mich die Musik so begeistert?

Ein inkommensurables Album (*****) leistet sich nahezu keinen Makel – was entsprechend begründbare Höchstwertungen nicht zu Regelfällen, sondern zu Ausnahmen macht. Wenn man ein Album vor sich hat, das einige schwache Momente enthält, kann der Höchstbewertungswunsch nur mehr schlecht aufrecht erhalten werden, sofern man diese Angelegenheit einigermaßen ernsthaft betreibt. Ein oder zwei Nieten ziehen unweigerlich am Gesamtergebnis – auch bei einem Lieblingsalbum. Oft hilft dann nur Schönrechnerei.

Zum Beispiel, deine differenzierte Bewertung für Pink Floyd’s Speak to me (**) & Breathe (**1/2). Speak to me ist eine Soundcollage die zu Breathe anschwillt, d.h. für mich ist das ein Stück, auch wenn es unterteilt ist. Ich könnte hier nie trennen, sondern müßte beiden dieselbe Punktzahl geben.

Ich kann trennen. :-)

Da frag ich mich, was es für einen Sinn macht, bei Soundeffekten (die bewußt als Verbindungsmitglied oder Beiwerk zu dem „eigentlichen Song/Track als stilistischer Spannungsmoment ersponnen wurden), zu besternen?

Die Länge eines Musikstücks oder die Art (als Interlude, Collage-Element, Intro etc.) hat keinen Einfluss auf die Bewertungsmöglichkeit. Auch filigrane Miniaturen hinterlassen einen bewertbaren Eindruck. Sinn macht deren Besternung, wenn das betreffende Stück in einer Track-List als separater Beitrag aufgeführt ist.

Der Begriff „Größer als die Summe seiner Teile“ kommt ja nicht von irgendwo her. Jedenfalls drückt „On The Run“ meine 5 Sterne für Dark Side Of The Moon keineswegs, weil es ein Bindeglied ist, das aus dem Konzept nicht mehr wegzudenken ist.

Wenn du erlaubst, möchte ich die Rückseite des Mondes verlassen und zum Album um das es in diesem Thread geht zurückkehren. Im Zusammenhang mit der von dir angesprochenen Größer-als-die-Summe-seiner-Teile-Theorie lassen sich in diesem Thread und anhand der Gesamtbewertungen zu HOUSES OF THE HOLY einige bereits angedeutete Merkwürdigkeiten feststellen. Auf diesem Album befinden sich – nach meiner subjektiven Einschätzung – zwei Ausfälle: THE CRUNGE und DANCING DAYS (für die der eigentliche und wunderbare Titelsong HOUSES OF THE HOLY Platz machen musste).

Die Größer-als-die-Summe-seiner-Teile-Theorie macht nun aus diesen Beinahe-Nieten Songs, die mit den Bewertungen zwischen delektabel (***) und formidabel (****) fast schon in Richtung der Meisterwerke schwimmen. Vermutlich tun sie dies allerdings nicht aus musikalischen, sondern aus rechnerischen Gründen. Ein schwacher oder schlechter Song bleibt jedoch auch dann ein schwacher oder schlechter Song, wenn er ansonsten von Meisterwerken umgeben ist. Er wird durch eine solche hochkarätige Umgebung nicht besser. Ich habe also erhebliche Vorbehalte gegenüber dieser egalitären Theorie.

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