Re: Charles Mingus

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hat-and-beard
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Changes One und Changes Two, beide für Atlantic 1974 eingespielt, bieten einige der besten Momente des späten Mingus.

Mingus At Carnegie Hall (ebenfalls Atlantic) dokumentiert eine quasi Live Jam Session, zu der sich neben dem Mingus Quintett vier weitere Bläser gesellen. Höhepunkt dieser Aufnahme ist die Ellington Komposition C Jam Blues.

Die beiden Changes finde ich teilweise auch recht gut. Besonders „Orange was the colour of her dress, then silk blue“ von der zweiten, das allerdings auch schon in den frühen 60ern geschrieben worden war (siehe MINGUS IN EUROPE II). Sonst wirken die Stücke eher wie Reminiszenzen an seinen eigenen Stil 10 – 15 Jahre früher. Mingus hatte natürlich auch damals schon oft sehr ähnliche Stücke unter anderen Titeln aufgenommen (man vergleiche z.B. „Haitian fight song von THE CLOWN, 1957 mit II B.S. von MINGUS MINGUS MINGUS MINGUS MINGUS, 1963 usw.), aber hier fehlt auch etwas der Elan, um nicht zu sagen das Feuer der „klassischen“ Aufnahmen. M.E. kommen Sidemen wie George Adams (ts), Jack Walrath (tp) und Don Pullen (p) nicht an die interpretatorische Klasse von z.B. Booker Ervin(ts) ….. heran. Und letztendlich mag ich auch diesen „60er-Jazz-im-70er-Studio-Sound“ nicht besonders.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Das sind ziemlich gute Platten. Aber Mingus' Level lag in den „wichtigen“ Jahren (56-64) bedeutend höher.

Die Carnegie Hall Session mag ich eben deswegen nicht so sehr, weil sie eine Mingus-untypische Session (für 1974 sogar eine recht antiquiert wirkende; das kann man von Mingus' Aufnahmen sonst nie sagen) ist, in der sein Ensemblestil kaum deulich wird.

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God told me to do it.