Antwort auf: jazz in den 1990ern

#12502741  | PERMALINK

friedrich

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Dieses Album hatte ich den 90ern mal besessen, es dann aber abgestoßen. Als ich es vor einer Weile mal strömte, bereute ich aber, dass ich es damals weggegeben habe. Also habe ich es mir wieder besorgt – allerdings nicht als die audiophile Doppel-LP, die Blue Note davon wiederveröffentlicht hat. CD muss reichen.

Charlie Hunter Trio – Bing, Bing, Bing! (1995)

Das Trio ist hier Charlie Hunter an einer 8-saitigen Gitarre, Dave Ellis Tenorsax und Jay Lane drums. Kein Bass? Keine Orgel? Nein kein Bass und auch keine Orgel! Braucht Charlie Hunter nicht. Er kann auf seiner 8-Saitigen parallel zum Gitarrenpart Bassläufe spielen und wenn er das alles richtig anschließt, verkabelt und sound-manipuliert hört sich das sogar wie eine Orgelbegleitung an. Er macht daraus aber überhaupt kein virtuoses Spektakel. Wenn man das nicht weiß, hört sich das meist einfach wie ein Quartet an. Bei einigen Stücken kommen dann noch special guests mit pedal steel guitar(!), Klarinette, Posaune und etwas percussion mit dazu.

Unüberhörbar ist hier groovy Soul Jazz der 60er und 70er Jahre Vorbild. Das Cover hat ja auch einen Retro-Charme. Aber das ist ein gutes Stück freier und lockerer interpretiert als die alten Sachen und schöpft auch noch aus anderen Quellen. Der groove steht nicht immer im Mittelpunkt. Das umschifft Soul- und Funk Jazz-Klischees und ist lockerer gestrickt, auch mal mit längeren Passagen, die Raum für Soli bieten. Und mit einem Cover von Nirvanas Come As You Are kommt das sowieso in den 90ern an.

Unterhaltsame, entspannt groovende Platte, die ich beim Wiederhören als ein gutes Stück vielfältiger höre, als ich sie in Erinnerung hatte.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)