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nicht_vom_forum

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latho

nicht_vom_forum

latho
Und bevor es heißt, „Neger“ wäre abwertend benutzt worden (bzw wird): genauso wie „Jude“ und da gab es bis jetzt keine Anstrengungen, das zu ändern…

Unabhängig davon, wie rassistisch es früher mal gemeint war, ist der Unterschied zu „Jude“[1], „Eskimo“, „Zigeuner“ usw. allerdings, dass es die sinnvoll abgrenzbare Gruppe „Neger“ mit gemeinsamen Eigenschaften nicht gibt. Die Gruppe ist ähnlich sinnlos wie Rothaarige, Blauäugige, Waagen oder Wassermänner. Und damit ist der Begriff inhärent rassistisch – zumindest inzwischen, aktuell und zukünftig.
[1] Im nicht-antisemitischen Sinn

Naja, die Bezeichnung „Neger“ ist so eindeutig, wie es heute „Schwarze“ ist?

Sehe ich nicht so (oder auch: Ja, also gar nicht). „Schwarz“ ist ja meistens (immer?) ein Adjektiv, das zu irgendeiner anderen Bezeichnung dazukommt. Wenn jemand „Schwarze“ analog zu „Neger“ benutzt, würde ich, kontextabhängig, allerdings hier wie da darüber nachdenken, ob da jemand ein rassistisch geprägtes Weltbild hat (Mir ist durchaus klar, dass es da Verkürzungen und Grenzfälle analog zu Negroe oder „Black“ gibt, insbesondere in den USA). Denn wie gesagt: Es gibt global gesehen diese Gruppe, egal ob man sie jetzt „Neger“ oder „Schwarze“ nennt, nicht: ethnisch nicht, genetisch nicht und kulturell nicht. Streng genommen ist ja nichtmal die Hautfarbe ein tatsächliches gemeinsames Merkmal. Was da zusammengefasst wird, hat eine ziemliche Bandbreite.

Klar wurden mit „Zigeuner“, „Neger“ etc negative und stereotype Eigenschaften verbunden (und natürlich auch mit „Jude“), das bedeutet aber weder, dass allen, die Wörter benutzten, diese Vorurteile bewusst waren,

Zustimmung.

noch, dass die Wörter inherent rassistisch sind.

Begriffsgeschichtlich natürlich nicht. Und was die Verwendung über die Zeit angeht, würde ich sagen: mal so, mal so. Die drei Wörter sind m. A. n. nicht wirklich gleichartig.

Noch jedem, der sie benutzt, „Rassismus“ zu unterstellen.

Der Ablauf ist doch oft ein anderer: Die auslösende Aussage ist ist „Du benutzt rassistische Begriffe.“ und der Angesprochene hört und antwortet auf „Du bist Rassist.“. Und schon ab da ist die Diskussion fast unmöglich – erst recht öffentlich.

Ich verstehe halt wirklich die Vehemenz nicht, mit der an diesen Begriffen festgehalten wird (und da geht es mir nicht um „Zigeunerschnitzel“ und Co.). Sprache ändert sich nunmal und ich sage inzwischen auch „Schraubendreher“ statt „Schraubenzieher“ und „Messschieber“ statt Schieblehre“. „Mein Arbeitskollege Thomas ist ein Neger“ ist für mich als Formulierung schlicht vollkommen unnötig – egal, ob ich das sagen dürfte oder nicht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wo ich diesen Begriff brauche. Geht es um die Haurfarbe, sage ich „schwarz“ und sonst haben Beyonce, ein senegalesischer Flüchtling und @.motoerwolfs Kollege schlicht gar keine Gemeinsamkeiten (und wie gesagt: Selbst die Haurfarbe unterscheidet sich ja deutlich).

aber das ist kein Grund ihre Benutzung künstlich erregt selbst in Dokumentationen zu verschleiern („N-Wort“), als gäbe es so etwas wie Wort-Magie.

Dem stimme ich prinzipiell zu, etwas Bedacht ist aber m. A. n. schon angebracht. Es da zu zitieren, wo es sinnvoll ist, ist das eine, die Verwendung von Zitaten als Dogwhistle und als durchsichtige Möglichkeit zur Provokation das andere.

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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick