Antwort auf: Das Schlagzeug im Jazz

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friedrich

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Erlaube mir, das hierher umzuleiten:

@vorgarten

friedrich
Ich hatte im Jazz in den 90ern-Thread mal geschrieben: Paul Motian ist ein lyrischer drummer, oder? Er streichelt das Schlagzeug mehr als dass er trommelt. Ich war mir nicht sicher, ob das eine originelle oder total triviale Feststellung war. Aber es hat sowieso niemand darauf reagiert.

das ist halt nur die halbe wahrheit. motian kann sehr laut trommeln, es gibt auch dieses element des zirkus-tuschs bei ihm. und er kann auf außergewöhnliche art swingen. beispiele für beides hatte ich kürzlich mal in diesem post verlinkt.

Immerhin die halbe Wahrheit! ;-)

Der Zirkus-Tusch, der Swing, das Streicheln – alles verschiedene Bereiche des gleichen Spektrums, vielleicht Gegensätze aber keine Widersprüche. Diesen Hauch von Schlagzeug * höre ich jedoch als eine der besonders ausgeprägten Eigenschaften von Paul Motians Spiel. Jedenfalls ist er mir damit besonders aufgefallen.

Ich kenne nicht allzu viel, aber doch ein bisschen was mit und von Paul Motian. Aufnahmen mit Bill Evans, Keith Jarrett, Bill Frisell & Joe Lovano, Tethered Moon / Masabumi Kikuchi (streckenweise auch ein Hauch von Musik *) und diverses anderes als leader, darunter Monk In Motian von 1989, das tatsächlich ganz schön scheppert und poltert.

Das oben von mir erwähnte Album ist At The Village Vanguard von 1995, überwiegend auch sehr zart. Das klingt wie musikalische Schwebstoffe * in der Luft.

* Hauch von Schlagzeug, Hauch von Musik und musikalische Schwebstoffe lasse ich mir markenrechtlich schützen. ;-)

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)