Antwort auf: 2022 & 2023 & 2024: jazzgigs, -konzerte, -festivals

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vorgarten

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the north feat. norma winstone im zigzag club berlin, 30.5.

ich hatte lange nichts mehr von winstone gehört und würde mich generell nicht als fan bezeichnen, aber die gelegenheit wollte ich doch nicht auslassen. the north ist eigentlich ein quartet aus mike murley (sax, 2.v.r.), anders mogensen (dm, 2.v.l.) johnny åman (b, ganz links) mit dem pianisten david braid, für das projekt mit wheeler-songs kamen neben winstone der trompeter und flügelhornist percy pursglove (ganz rechts) dazu und die pianistin nikki iles (3.v.l.) ersetzt braid. ein album soll erst noch erscheinen.

ich habe wenig vocal jazz live gehört bisher (abbey lincoln einmal, und archie shepp, haha) und dachte, das geht wahrsceinlich in einem kleinen club sehr gut – und das ging tatsächlich sehr gut auf. mogensen ist ein druchaus agiler, nicht allzu leiser drummer, er hat selten besen o.ä. ausgepackt, winstone musste ganz schön arbeiten, bekam aber immer wieder einen schönen raum für ihre stimme. sie trifft natürlich noch immer jeden ton mit absoluter perfektion, die angeraute stimme hat zusätzlichen reiz. aber irgendwie war die band auch schräg, wie aus einem hobbykeller entführt, ein bisschen verpeilt, ein bisschen grumpy, irgendwas lief schief gestern, niemand kündigte sie an, winstone setzte ein paar spitzen („sie werden mich wahrscheinlich gar nicht kennen…“), sah nach jedem stück dramatisch auf ihre armbanduhr, weil sie punkt elf schluss machen sollten, aber eigentlich waren sie alle ganz glücklich über die stimmung, glaube ich, und ließen sich feiern. ich wollte winstone noch fragen, wo sie einen schlammfarbenen nagellack gefunden hat, aber eigentlich ging es ja um die vielen schönen texte, die sie auf wheeler-kompositionen geschrieben hat. für „the peacocks“, den einzigen nicht-wheeler-song, als zugabe, blieb – dramatischer blick auf die armbanduhr – leider nur zeit für einen chorus (3 minuten vor elf), aber es war eine perfekte, schlammfarbene interpretation.

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