Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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#12004719  | PERMALINK

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bullschuetz

plattensammler Die literarische Qualität von RDs Roman wird durch den Austausch einzelner Wörter nicht weiter tangiert.

Ach so? Bei wie vielen Wörtern liegt denn da die Schmerzgrenze? Und ist sie bei Hochliteratur schneller erreicht als bei Unterhaltungsliteratur? Gibt es dazu eine Rechenformel? Aber im Ernst: Im Fall Dahl ist das Problem, dass es genau nicht nur um den „Austausch einzelner Wörter“ ging.

Interessant wird es beim Thema Kulturelle Aneignung ja deswegen, weil sich da aufeinmal Leute über Änderungen aufregen, die sich über andere – weitaus gravierendere Veränderung von „Kunstwerken“ – nicht äußern. Ich würde mal vermuten, dass das politische Gründe hat.

Ich würde mal vermuten, dass das eine in dieser Pauschalität kaum valide begründbare und eher polemische Vermutung ist. Zumindest hier im Forum gilt es, denke ich, nicht. Und auch wenn Deine Formulierung lobenswert subtiler als das übliche „Die Kritiker des CA-Konzepts sind Halbnazis“ ist: Letztlich läuft es aufs selbe raus. Anstatt argumentativ mit Einwänden gegen das CA-Konzept umzugehen, werden den Kritikern unlautere Motive unterstellt. Mich ermüdet das.

Wem es in diesem Zusammenhang tatsächlich und aus vollem Herzen nur um „Zensur“ und/oder die armen Kunstwerke geht, der hat einiges noch nicht verstanden. Zum einen nicht, um was es bei kultureller Aneignung (und ihren Widersprechern) geht, zum anderen nicht, was Zensur ist, und zum Dritten wahrscheinlich auch nicht, was ein Kunstwerk ist.

Oh je, da fühle ich mich ertappt. Ich ahnte ja, dass ich manches nicht verstehe, aber dass ich gleich dreifach mit Unverständnis geschlagen bin, war mir gar nicht vollumfänglich bewusst. Offenbar habe ich, zum Vierten, nicht gecheckt, wie schlimm es um mich steht. Ich bin aber lernwillig. Deshalb Verständnisfrage: Was ist denn ein Kunstwerk? Ansonsten: Natürlich ist die Veränderung von „Kunstwerken“ gängige Kulturpraxis, aber mit dieser Binse ist über den Einzelfall halt gar nichts ausgesagt. Der kann gut auszuhalten und plausibel begründbar sein oder einen Skandal beinhalten, und dazwischen gibt es jede Menge Schattierungen. Ich finde, wir waren vorhin in Sachen Differenzierung schon mal weiter, indem wir zum Beispiel zwischen Pippis Südseekönig und der Umfrisierung bei Dahl unterschieden. Eingriffen in Texte grundsätzlich ihre Fragwürdigkeit wegzureden unter Verweis darauf, dass Bücher ja auch übersetzt werden, hilft, finde ich, nicht richtig weiter.

Kein Ahnung, was Du alles nicht verstanden hast und was nicht. Das ist ja das grundlegende Problem in Forendiskussion, es fehlt meist die Verständigung auf die Begriffe und so redet jede*r munter aneinander vorbei. Aber gut, alles andere wäre auch tatsächlich zu viel verlangt, im Medium Forum ist auch nichts anderes möglich.

Kunstwerke werden verändert, mal werden die Künstler*innen dazu gefragt, mal nicht (Frag mal Joy Division wie die ihr Album Unkown Pleasure fanden als sie hörten, was Martin Hannett daraus gemacht hatte). Es ist nur auffällig, mit welcher Verve sich der ein oder andere bei Veränderungen von Werken im Zusammenhang mit KA zum Verteidiger des Kunstwerkes aufschwingt, in anderen Zusammenhängen aber nicht. Und dann manchmal versucht zu erklären, warum die eine Änderung gar keine sei, die andere aber schon. Und Fakten und andere Ansichten seien natürlich Lächerlich. So viel zu Foren“diskutanten“.

An Pippi in Takka-Kukka-Land ist mit der Verwendung von „Südseekönig“ statt „Negerkönig“ übrigens wenig gewonnen. Denn immer noch werfen sich die primitiven Neger von der Südseeinsel dem überlegenen weißen Mann sofort vor die Füße und machen ihn natürlich (natürlich hier im wahsten Sinne des Wortes gemeint) zu ihrem König. Da kann man dann auch Negerkönig stehen lassen, wenn man sich an dem anderen nicht stört.

P.S.: Wer weiß, was eine Diskussion ist?

 

 

 

 

 

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