Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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herr-rossi
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motoerwolfNatürlich will ein Verlag Geld verdienen, die Frage ist doch, was muss er dafür tun? Natürlich möglichst viel verkaufen. Das geht nur, wenn das Produkt gefällt, also dem Zeitgeist entspricht. Ein gewisser „woker Drück“ dürfte da von Seiten der Verlage zumindest empfunden werden.

Aber nicht nur, inzwischen wird doch von beiden Seiten an Verlagen (und allen anderen im Kulturbereich) gezerrt – und die Aufgeregtheiten der Anti-Woken sind doch inzwischen mindestens so penetrant wie die derjenigen, die sie bekämpfen. Ich finde, auch das gefährdet die Freiheit von Kultur.

Ein Verlag ist niemandem verantwortlich für sein Programm, er kann auflegen was er will (solange es nicht gegen geltende Gesetze verstößt) und vom Markt nehmen, was er will, und bei Texteingriffen für Neuauflagen muss er sich nur mit den Autoren bzw. deren Erben ins Benehmen setzen, solange das Urheberrecht greift. Die ganzen „Zensur“- und „Orwellianismus“-Krakelereien sind doch völlig frei von jeglichem Grundverständnis für das Verlagswesen in freien Gesellschaften. Dass anti-woke Dauerempörte in den Social Medias das alles nicht begreifen, ist klar, mich wundern aber die scharfen Kritiken aus Kollegenkreisen (Rushdie, PEN) dann doch sehr.

Wenn man sich mal beim Penguin-Kinderbuchableger Puffin umschaut, dann wird doch sofort klar, warum sie so bei der Neuauflage handeln, wie sie handeln. Die haben sich eben dem Wertekanon der Diversität verpflichtet: Social impact. Kann man doof und „woke“ finden, dann kauft man halt die Bücher nicht. Aber die seit jeher übliche Praxis, klassische Kinder- und Jugendbücher dem sich verändernden Zeitgeist anzupassen und zu aktualisieren, sieht eben genauso aus. Und wer das nicht will, der kann sich die früheren Auflagen eben auf dem antiquarischen Markt besorgen oder nimmt die Ausgabe zur Hand, die ohnehin schon im Regal steht. Kein Verlag ist verpflichtet, einem Käufer/Leser exakt das Buch zu geben, das er haben will.

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