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yaiza@gruenschnabel: … habe gestern diesen Artikel (nmz online, 13.02.23, Ralf-Thomas Lindner) gelesen
https://www.nmz.de/online/ernstfall-neue-musik-beim-festival-visions-in-der-hamburger-elbphilharmonie
In Berlin findet bis Ende Februar die genreübergreifende „Biennale der Berliner Philharmoniker“ zu den 1950/60er statt; es gibt neben Konzerten Führungen zur Architektur, Themenstadtrundfahrten, Lesung, Chansons etc.
https://www.berlin-buehnen.de/de/b/festivals/biennale-berliner-philharmoniker/
das o.g. Konzert am 12.2.23 mit u.a. Ligeti VK und Lutoslawski-Konzert für Orchester war der Beitrag des RSB zu diesem Festival; mir fiel das erst beim Blick auf’s Programmheft auf, da ich das Ticket als ein einzelnes im letzten Jahr direkt an der Kasse des RSB erwarb…
(Vom Gerüst her ist der Ansatz ein anderer als beim „Visions“ in Hamburg: Im Konzertprogramm finden sich auch Veranstaltungen, die jeweils Teil von Abo-Serien der Berliner Philharmoniker, des RSB und des DSO sind. Damit ist sozusagen schon für Publikum gesorgt. Großartig Werbung hatte ich nicht mitbekommen. Das Programm abseits der Philharmonie mit Konzert von TN Masterclasses, Vorträgen u.ä. klingt auf jeden Fall auch interessant.)
https://www.berliner-philharmoniker.de/konzerte/festivals/biennale/
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Nachträge am 18.02.23
„Keine einzige Komponistin: Die Biennale der Berliner Philharmoniker“ von Albrecht Selge, SWR2, 15.02.23
https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/die-berliner-philharmoniker-haben-keine-einzige-komponistin-in-ihrer-biennale-100.html
„Bloß keinen verschrecken“ von Clemens Haustein, FAZ (aktualisiert am 16.02.23)
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/moderne-biennale-der-berliner-philharmoniker-fuer-ligeti-18681231.html
Schon wieder eine Woche her, dass du das geschrieben hast. Bin oftmals leider ziemlich langsam. Dabei finde ich das sehr interessant, was du da alles hervorgeholt hast – nicht zuletzt in dieser Zusammenstellung (Berlin mit 50er/60er- und HH mit 21.Jh.-Biennale).
Was die Berliner da machen, wäre vom übergreifenden Ansatz her für mich absolut einladend. Wobei die Unsichtbarkeit von Komponistinnen ein wirkliches Manko ist, das zu Recht moniert wird. Aller Kritik zum Trotz hoffe ich, dass Berlin musikalisch überzeugen kann und Lust auf mehr Moderne macht. (Bei „eurer“ Biennale taucht jetzt gerade ja Alan Gilbert als Geiger auf. Den habe ich hier noch nie als Instrumentalist gehört.)
Der Einbezug von Komponistinnen war bei „Visions“ gegeben und schien eine Selbstverständlichkeit zu sein. In diesem Zusammenhang: Die größte Enttäuschung in den beiden von mir besuchten Konzerten war die Absage von Isabel Mundry, auf deren Gesprächsbeitrag ich sehr gespannt war.
Unterrepräsentiert bei „Visions“ wiederum waren kleine Besetzungen (irgendwo in den Artikeln gab es darauf auch einen kritischen Hinweis), die ich aber mehr oder weniger zufälligerweise gesehen habe. Das „Homunculus“-Quartett von Esa-Pekka Salonen gefiel mir sowohl von der Komposition als auch von der Performance (das „Elphier“-Quartett setzt sich aus Mitgliedern des NDR-Orchesters zusammen) her richtig gut. Johannes Maria Stauds „Im Lichte 2 für zwei Klaviere“ hingegen (gespielt vom Klavierduo GrauSchumacher) konnte ich kaum etwas abgewinnen.
Leila Josefowicz, auf die mich Gypsy im Vorfeld schon hingewiesen hatte, spielte hier ein furioses und emotional hochaufgeladendes „Sheherazade.2 für Violine und Orchester“ von John Adams. Von ihr waren so gut wie alle absolut hingerissen – auch das Orchester, dessen Feedback ihr gegenüber auf der Bühne einer Liebesbekundung glich. Für mich war das der herausragende Beitrag der beiden von mir besuchten Festival-Konzerte. Ich kann das rein geigerisch nur sehr begrenzt beurteilen (und meine Frau hat an dem Abend auch leider nicht mitgespielt, sonst hätte sie mir mehr dazu sagen können), aber nach meinem Eindruck gehört Josefowicz zu den besten Violinist:innen, die ich bislang live gehört habe.
Wie gut „Visions“ angenommen wurde, kann ich kaum sagen (ich habe das Presseecho hier auch gar nicht verfolgt): Das erste Konzert mit dem Klavierduo GrauSchumacher und dem Ensemble Resonanz schien mir schwach besucht – vielleicht 40% Auslastung? (Das ist in der Elphi allerdings schwer zu sehen.) Das Abschlusskonzert mit dem NDR wiederum war fast voll, und Alan Gilbert ließ es sich in seinen einleitenden Worten nicht nehmen, auf ein sehr erfolgreiches Festival hinzuweisen. Keine Ahnung, ob das so stimmt. Aber wenn er es so sagt, nehme ich mal an, dass er sich für eine Fortsetzung einsetzen wird.
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