Antwort auf: Up to date: Das popkulturelle Hier und Jetzt

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herr-rossi
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nicht_vom_forumDa gehst Du aber m. E. gerade über den springenden Punkt elegant weg: In wieweit (oder wann) ist eine Subkultur Bestandteil der Popkultur? Ist etwas Teil der Popkultur, wenn es „keiner“ kennt? Beispiel: Ist Kamasi Washington „Popkultur“? Und wenn ja: Wegen seiner eigenen Musik oder nur weil er bei Kendrick Lamar gastiert?

Kamasi Washington hat eine deutlich größere Reichweite als Jazzkünstler es heutzutage gemeinhin haben, und er war deshalb auch schon mal Gast bei Kendrick Lamar – so herum würde ich es sehen. Ein anderes Beispiel ist die Isländerin Laufey, die ich hier vorgestellt habe, die zwar eine klassische Berklee-Ausbildung hat, sich ihr Publikum weit außerhalb des Kreises der „Eingeweihten“ aber über Social Media erspielt.

Pop-Kultur verstehe ich als populäre Kultur im Zeitalter der – potentiell – massenhaften Reproduzierbarkeit und Konsumierbarkeit von Kunst. Dabei gibt es aber einen so engen Austausch zwischen Mainstream und Subkulturen, dass ich letztere nicht als etwas Separates betrachten würde. Was heute Subkultur ist, kann schon morgen Mainstream sein. Umgekehrt reagiert auch Subkultur auf den jeweiligen Mainstream. In den 70ern und 80ern war das eher eine radikale Abgrenzungshaltung. Was alle sehen, hören, lesen, konsumieren, war nach der damaligen Indie-Ideologie von der Industrie forcierter „Kommerz“.

Seit den Neunzigern hat sich das gewandelt, heute ist es ganz selbstverständlich, dass auch „Hipster“ bekennende Fans großer Stars und Medien-Franchises sind. Umgekehrt ist es genauso, die Riesen der Unterhaltungsbranche prunken nicht mehr nur mit Besitz und Affären, sondern legen Wert darauf, als Kenner von Literatur, Musik, Filmen, Videogames usw. wahrgenommen zu werden. Da berufen sich dann auch K-Pop-Stars auf literarische Inspirationen und Vorbilder oder geben Buchempfehlungen (die dann wiederum von BookTubern kritisch unter die Lupe genommen werden), ein Latin Pop-Superstar wie Camila Cabello mit Millionen Followern sponsort den Videokanal einer linken französischen Video-Essayistin mit „nur“ 235.000 Abonennten.

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