Antwort auf: Ich höre gerade: Disco

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herr-rossi
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soulpope@ „herr-rossi“ : interessante Betrachtungen und Differenzierung …. aber immanent war de facto immer der Augenblick und die Bewegung ….

Das stimmt, aber war/ist das nur bei Disco so? Ich meine, es ist ein Kennzeichen lebendiger Popkultur, dass man im Hier und Jetzt Musik macht und nicht für die Geschichtsbücher. Die ganze R&B-/Soul-Szene war doch nach meinem Eindruck ein Tagesgeschäft, weswegen Singles auch noch lange die dominante Veröffentlichungsform waren. Es galt immer, dem Trend auf heißer Spur zu sein oder noch besser, Trends zu setzen. Man wollte Hits, Hits, Hits, mindestens für die R&B-Charts. Für die beteiligten Musiker, Produzenten, Songschreiber war es eben auch ein Business. Man denke doch nur an die Sessionmusiker wie die Wrecking Crew und die Stax-Hausband, die mussten liefern, Tag für Tag. Und genau aus diesem System ist Disco hervorgegangen, als man feststellte, dass die Clubs/Discos bestimmte Soul-/R&B-/Funk-Titel liebten, weil sie episch lang waren, hypnotisch und schwelgerisch, zugleich eskapistisch, aber auch selbstermächtigend, denn die Discos waren in den USA ein Safe Space für diejenigen, die nicht in den von weißen Heteros definierten kulturellen Rahmen passten. Die DJs machten die Hits, zunächst für die Club-Szene und dann sehr schnell auch für die Charts. Als die Produzenten und Künstler das verstanden hatten, gab es kein Halten mehr, da wolle so ziemlich jeder dabei sein.

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