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herr-rossi
Mich interessiert auch, wie gesagt, viel mehr, warum solche lokalen Banalitäten seit einiger Zeit regelmäßig derartige Wellen schlagen und für mehr Aufregung sorgen als wirklich drängende Probleme. Aber interessiert anscheinend nur mich …
Ich sehe vor allem zwei Gründe: Politisch eine gewisse Sinnentleerung und Sinnkrise des aktuellen Konservatismus, die mit Krawall überdeckt werden muss, und seitens der Medienlandschaft die Tatsache, dass es einfach nicht genug wirklich wichtige Themen gibt, um Nachrichtenseiten/-sender und unzählige Blogs und Twitter-Feeds damit 24/7 zu füllen (während zugleich nicht-aktualisieren der Seiten aus Gründen der finanziellen und der Aufmerksamkeits-Ökonomie keine Option ist).
Der dritte wichtige Aspekt ist wohl das, was Du oben schon erwähnt hast: Es sind vermeintlich simple Themen, zu denen man ohne viel geistigen Aufwand eine Haltung haben kann und mit denen mann sich seiner eigenen Handlungsfähigkeit vergewissern kann während die aktuell wirklich wichtigen Probleme wahnsinnig komplex sind, nicht ohne eigene Einschränkung angegangen werden können und es sich meist um „wicked problems“ handelt, die gar keine endgültige Lösung haben.
Disclaimer: Punkt 3 gilt natürlich für alle Seiten. Es ist einfacher, „Negernbötel“ und „weiße Rastalocken“ zu kritisieren als tatsächliche Probleme beim Zusammenleben verschiedener Kulturen anzugehen und „Just Stop Oil“ ist einfacher zu fordern als ein Konzept zu entwickeln und durchzusetzen, mit dem man eine globale Zivilisation auf eine nicht-fossile Basis umstellen kann. Praktischerweise müssen dann ja auch nur „die anderen“ wirklich etwas tun.
zuletzt geändert von nicht_vom_forum--
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