Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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herr-rossi
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stormy-mondayVerstehe ich den Satz von Patti falsch? Er kommt mir schon etwas entgegen in einer Zeit von Begriffsverwirrungen und Fehlinterpretationen. Oder ist Patti gar eine Rassistin?

Siehst Du, auch „Woke“-Kritiker sind schnell dabei, aus allem eine Entweder/Oder-Frage zu machen. Patti ist sicher keine Rassistin, aber ihre Verwendung des Wortes „nigger“ in „Rock’n’Roll Nigger“ wird auch nicht dadurch entschärft, dass man es unter „ist halt Humor“ abheftet. Das würde ihrem eigenen Anspruch auch nicht gerecht, denn den Begriff „nigger“ beanspruchte sie für alle Outsider der Gesellschaft. Dieser Gedanke war in den 60ern/70ern auch durchaus verbreitet. Aber er wurde eben auch damals schon kritisiert.

Es hat einen unguten Beigeschmack, dass man die spezifischen Diskriminierungserfahrungen einer Gruppe nimmt und auf sich selbst und andere projiziert, um die eigene Nonkonfirmität und „Opferrolle“ zu stilisieren. Bei jämmerlichen Impfgegnern, die sich mit Juden in der NS-Zeit gleichstellen, leuchtet uns sofort ein, wie anmaßend, geschmacklos und beleidigend das sein kann. Das ist sicher nicht das, was Patti intendiert hatte, aber auch der großen Dichterin entgleitet manchmal die Intention. Singer/Songwriter wie sie haben an den Umgang mit Sprache einen hohen Anspruch und werden auch so wahrgenommen. Das bringt dann auch Verantwortung mit sich, Worte sorgfältig zu wägen.

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