Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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bullitt

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krautathaus …Was ich aber merke, und da mach ich jetzt gerne mal Whataboutismus auf: diese auf der ganzen Welt angeleierte scheiß Rechtspopulisten-Fascho-Politik, die seit dem Februar ja so gar nicht mehr zu halten ist, inzwischen die „freie“ (ha, ha, ah) USA an den Rand des Umsturzes bringt, die REALEN Rechte von Frauen, Minderheiten, Wählern und erschossenen Kindern mit den Füßen tritt etc. etc….sorry, da kann ich über ein zurückgezogenes Jugendbuch nur die Schultern zucken, auch wenn ich es vom Verlag für falsch halte. Diese ganze Wokedebatte ist nichts anderes eine bescheuerte Ablenkungsparade, wie sie in den USA täglich betrieben wird, damit ja die niedrigsten Instinkte noch hervorgekitzelt werden um irgendwie diese Volltrottel für die MAGA Faschisten noch zum Wählen zu bringen. Die Springer Presse macht das hier recht erfolgreich. Drecksbagage. Mit Politik hat das gar nichts mehr zu tun, sondern mit dem Umsturzversuch von Demokratien am liebsten weltweit. … Aber nein, die hauptsächlich aus dem eher rechten Rand kommenden Wokedabette, die wird aufgeblasen, als ob es kein morgen gäbe. …

Nun, dann sind wir uns in der Befürchtung ja weitestgehend einig, nur komme ich zu einem ganz anderen Schluss was Ursache und Wirkung betrifft. Schon mal überlegt, dass es da vielleicht kausale Zusammenhänge geben könnte? Schon mal eine Zeit  lang die trending topics auf Twitter verfolgt und geschaut, wer da welche Themen setzt, künstlich aufbläst und den Diskurs gezielt radikalisiert? Kleiner Tipp, es nicht „die Springer-Presse“. Ist natürlich bequem, sich Muster und Feindbilder von früher aufrecht zu erhalten, Identitätspolitik als rechte Propaganda abzutun und konkrete Auswirkungen selbiger als Lappalie herunterzuspielen. Ein zensiertes Jugendbuch in Deutschland? Hey, was ist das schon gegen ein Schulmassaker in den USA und die Machenschaften der NRA? Da kannst du nur mit den Schultern zucken. Klar. Und für die markigen Worte heimst du hier zudem natürlich völlig zu Recht reichlich Applaus ein. Sei dir gegönnt. Ganz großes Kino. Im Endeffekt spielst du mit solch billiger Polemik aber rechter Propaganda nur in die Hände, weil du entstehende kulturelle Restriktionen negierst und die Deutungshoheit darüber genau den falschen überlässt.

Mein Standpunkt ist: Null Toleranz bei der Einschränkung von Kunstfreiheit. Völlig egal, aus welcher Richtung sie kommt. Und ja, das fängt bei Karl May und TKKG schon an und ich würde dafür sogar für debilen Schrott wie Layla klare Kante zeigen.

nicht_vom_forum
Das halte ich für eine gewagte Aussage aus einer ziemlichen Luxusposition heraus. Und das meine ich weder ironisch noch (im „links/rechts“ Sinn) politisch.

Ja, ein Luxusproblem zunächst mal insofern, dass man in einer liberalen Demokratie Kunstfreiheit überhaupt einfordern kann. Zum Glück. Gerade weil mir das sehr bewusst ist, tue ich es, denn es soll bitteschön so bleiben.

Das Schlimmste, was der Kunst in der jüngeren Geschichte passiert ist, dürften Apple, Disney, Netflix und Co. sein. Wenn Karl May, TKKG, Zappa usw. Film oder Fernsehen wären, hätte man auf absehbare Zeit überhaupt keine Chance, da heranzukommen – mit oder ohne Disclaimer. Was die großen Streaming-Anbieter veranstalten, mag zwar nicht im engeren Sinn Zensur sein, hat aber das gleiche Ergebnis. Und als ernst gemeinte Frage: Merkst Du eigentlich, wie überempfindlich eine Beschwerde, dass vor TKKG-Folgen bei Spotify jetzt ein Disclaimer kommt, wirkt (oder zumindest wirken kann)? Die meiste Kunst, die mich interessiert, ist überhaupt nicht auf Knopfdruck, geschweige denn quasi kostenlos, zu haben. Vierzig Jahre oder ältere Bücher, Fernsehserien, Filme, Comics oder CDs sind kaum ohne zeitlichen und finanziellen Aufwand zu bekommen – …

Beim Thema „kulturelle Verarmung  durch Streamingdienste“ rennst du bei mir offene Türen ein. Dass da primär auf aktuelle Mainstream-Titel gesetzt wird und Klassiker und Nischenprodukte nicht berücksichtigt werden und sie somit aus dem kollektiven Gedächtnis ausradiert werden, ist ein echtes Problem. Volle Zustimmung. Hat natürlich finanzielle anstatt ideologische Gründe, geht aber in der Konsequenz in eine ähnliche Richtung. Nur würde ich das auch hier nicht gegeneinander ausspielen. Die eine Einschränkung wird ja durch die andere nicht weniger bedauerlich.

zuletzt geändert von bullitt

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