Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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nicht_vom_forum

Registriert seit: 18.01.2009

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bullittUm es mal mit Bret Easton Ellis zu sagen: „Identitätspolitik ist das Schlimmste, was der Kunst je passiert ist.“ Zumindest bezogen auf die jüngere Geschichte würde ich ihm da recht geben.

Das halte ich für eine gewagte Aussage aus einer ziemlichen Luxusposition heraus. Und das meine ich weder ironisch noch (im „links/rechts“ Sinn) politisch. Das Schlimmste, was der Kunst in der jüngeren Geschichte passiert ist, dürften Apple, Disney, Netflix und Co. sein. Wenn Karl May, TKKG, Zappa usw. Film oder Fernsehen wären, hätte man auf absehbare Zeit überhaupt keine Chance, da heranzukommen – mit oder ohne Disclaimer. Was die großen Streaming-Anbieter veranstalten, mag zwar nicht im engeren Sinn Zensur sein, hat aber das gleiche Ergebnis.

Und als ernst gemeinte Frage: Merkst Du eigentlich, wie überempfindlich eine Beschwerde, dass vor TKKG-Folgen bei Spotify jetzt ein Disclaimer kommt, wirkt (oder zumindest wirken kann)? Die meiste Kunst, die mich interessiert, ist überhaupt nicht auf Knopfdruck, geschweige denn quasi kostenlos, zu haben. Vierzig Jahre oder ältere Bücher, Fernsehserien, Filme, Comics oder CDs sind kaum ohne zeitlichen und finanziellen Aufwand zu bekommen – und von bildender Kunst, Theater usw. brauchen wir da gar nicht zu reden. Da braucht man zeitlich und örtlich schon Glück, dass man die Werke überhaupt irgendwie zu sehen bekommt.

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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick