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bullittKarl Mays Winnetou ist ja gerade auch nur ein deutscher Platzhalter, der jetzt in ähnliche Fahrwasser gerät wie z.B. u.a. Dr. Seuss in den USA im vergangenen Jahr.
Wenn Du damit meinst, dass da auch eine völlig belanglose unternehmerische Entscheidung massiv aufgebläht und politisch instrumentalisiert wurde. Das ist die ziemlich unspektakuläre auslösende Pressemeldung dazu: https://www.seussville.com/statement-from-dr-seuss-enterprises/ Green Eggs and Ham ist nicht in Gefahr. (Und for the record: Dass ebay die 6 Bücher nicht mehr listet, finde ich eine falsche Entscheidung.)
Wo gab es denn eine differenziert argumentierende Auseinandersetzung?
Diese Frage kann man aber doch hinsichtlich beider Seiten stellen. (Nicht hier im Thread)
latho Und dann stolpert der Autor gleich noch in das nächste Fettnäpfchen, dass man es kaum fassen kann: Die Kritik an Ravensburger und May (denn, let’s face it, May steht ebenfalls im Visier) war vollkommen berechtigt, denn wichtige Fakten müssen in Winnetou-Produkten auftauchen: kolonialistische „Cowboys“, die Genozide begehen und von May „aus gut gemeintem Rassismus“ verherrlicht wurden (was ist „gut gemeinter Rassismus“?), Indianer die zwar „gut und edel“ dargestellt werden, aber das nicht sollen? Letzten Endes seien – the kicker – ja 6 Millionen (anscheinend eine frei erfundene Zahl) „Indianer“ umgekommen, „so viele wie tote Juden im Nationalsozialismus“. Er fällt auch ohne das Lesen von Baddiels Buch Jews Don’t Count auf, der Antisemitismus, der sich bei Linksidentitären hartnäckig hält. Wobei ich mich immer frage, wie denn ein Winnetou-Buch aussehen soll, das den Twitterati gefällt?
Sehr guter Einwand, das frage ich mich auch immer. Man bekommt bereits einen Eindruck, dass man Karl Mays Märchen durch das nächste ersetzen möchte, das dann nur leider nicht mehr so leicht als solches zu erkennen ist. Das Narrativ der kolonialistische „Cowboys“, die Genozide begehen, scheint ja gesetzt zu sein. Dass genau das bei Winnetou eines von vielen Klischees ist, entbehrt in der Debatte nicht einer gewissen Komik. Die Verkürzung von historischen Ereignissen über mehrere Jahrhunderte ist dabei bemerkenswert. Als hätte es je eine homogene Gruppe von Kolonialisten und eine von Natives gegeben und heute stehen stellvertretend alle „Weißen“ für eben jene Kolonialisten“ und irgendein „Indigener“ für alle Natives.
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Gerne würde ich mir von so jemandem mal z.B. den Britisch-Amerikanischen Krieg und das Massaker am Horseshoe Bend erklären lassen und wann welcher Stamm mit welchen weißen Kolonialisten gegen welchen verfeindeten Stamm kollaboriert hat und wie man alle Massaker so zusammen addieren kann, um daraus einen großen, einheitlichen Genozid zu konstruieren.
Dem würde ich inhaltlich zustimmen. Auch @.lathos Zitat.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick