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lathoWie oben geschrieben – deinen Dialog lese ich so, dass Gegner der Nicht-Veröffentlichungen ins rechte Lager gehören und dagegen verwahre ich mich.
Der Dialog war zum einen nicht auf Dich gemünzt und zum anderen sind mir die Beispiele aus dem zweiten Posting erst zu spät eingefallen. Dass ich Dich nicht dem rechten Lager zuordne, sollte doch klar sein.
Aber seid ihr wirklich der Meinung, dass die Kritik an den Büchern bzw am Film (meinetwegen dem Trailer) sich nur auf den Film bezieht? Dass „redfacing“ und Verschleierung von „Völkermord“ etc nur für den Film gilt.
Ja.
Dass sich die Kritiker zurückziehen, wenn man sie nach May fragt, „Nee, der ist ok“?
Keine Ahnung. Aber „Wenn man sie fragt“ ist auch schon wieder eine andere Situation. Mir ist jedenfalls bei den Kritikern an der aktuellen Film/Buch-Kombination wirklich niemand aufgefallen, der Karl Mays Bücher oder die klassischen Filme mehr als im Nebensatz in die Diskussion einbezogen hätte. Die Fixierung auf Mays Bücher oder die klassischen Filme (und die eigene Jugend) findet sich nach meiner Beobachtung wirklich ausschließlich bei den „Wokeness-Kritikern“.
Aber nein, die Kritik bemängelt fehlende Realität gegenüber dem Leiden der Apachen oder anderen Indianern. Dass der Winnetou des Jahres 2022 „realistischer“ sein soll, „Probleme“ darstellen sollte (kein deutsches Produkt ohne Zeigefinger), Entschuldigung „woke“ zu sein habe.
Ich erwarte nicht, dass dieser Film realistischer sein soll. Ich erwarte, dass man im Jahr 2022 keinen Kinderfilm mitten in den Indianerkriegen spielen lässt, und vielleicht, dass man „Winnetou“ einfach als nicht-aktualisierbar in der Schublade lässt. Es gibt doch wirklich genügend Möglichkeiten einen mehr oder weniger identischen Plot weniger geschichtsfälschend zu inszenieren – meinetwegen in Nordfinnland mit Rentieren.
Die historischen Apachen dienten nicht gerade selten als Späher für die Texaner, später die US-Armee und waren happy über das Sterben der Comanchen, schließlich verreckte da ein Feind. Manche der Stämme betrieben – edle Wilde – rituellen Kannibalismus, Und gingen mit ihren Gegnern nicht gerade pfleglicher um. Es ist schon schwierig, Apachen überhaupt zu klassifizieren, meines Wissen kann man das nur über die gemeinsame athapaskische Sprachgruppe, zu der auch die Pueblo-Indianer gehören. Dies, die ganzen komplexen Verwicklungen und Zusammenhänge in den mexikanisch-indianisch-amerikanischen Grenzgebieten mal herauszuarbeiten, das wäre Realismus. Und hätte bei Winnetou auch nichts verloren.
Ja, eben. Mir zumindest geht es, wenn ich dem Film Verharmlosung und Geschichtsfälschung vorwerfe, auch nicht nur um die Weißen.
zuletzt geändert von nicht_vom_forum--
Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick