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nicht_vom_forum
latho Wo also die Gegner der Identitären ausnahmslos zu den Rechtsextremen gehören, wenn ich den Dialog auf mich beziehe?
Zunächst mal sind die Identitären Rechtsextreme. Und nein, es geht nicht um Rechtsextreme (jedenfalls mir nicht). Es geht mir um Leute jedweder politischen Ausrichtung, die offensichtlich an irgendeinem Punkt beschlossen haben, dass es jetzt aber wirklich mal gut ist mit den Reformen und deshalb zu immer absurderen Argumentationen greifen. Egal ob das Autobahn-Geschwindigkeitsbegrenzungen, Rauchen in Innenräumen, die Rechtschreibreform, das generische Maskulinum oder sonstwas geht, was offensichtlich und beweisbar keine große Sache ist und im Rest der Welt ohne größere Probleme praktiziert wird.
Wie oben geschrieben – deinen Dialog lese ich so, dass Gegner der Nicht-Veröffentlichungen ins rechte Lager gehören und dagegen verwahre ich mich.
Die Identitäre Bewegung sind Rechtsextreme, die linksidentitären sind es nicht, klar. Aber in meinen Augen kommen beide zu ähnlichen Ideen („Identität“ ist naturgegebenes Selbst, Kompetenz und alleinige Berechtigung), nur eben für verschiedene Gruppen. Keine Hufeisentheorie, keine Spiegelung, aber unangenehme Parallelen.
nicht_vom_forum
Und zum Thema: Verteidige doch bitte wenigstens den Film – um den geht’s doch. Karl May hier reinzuziehen, lenkt doch nur davon ab, was an dem Film gemeinhin (und auch von mir) kritisiert wird. Karl May ist nur wirklich der letzte, der mit diesem Industrieschmodder etwas zu tun hat. Und bei Karl May selbst sind wir uns doch hier im Thread auch mehr oder weniger einig. Ich sehe keinen Sinn darin, etwas zu verteidigen, was andere irgendwo in den Weiten des Internet meinen.
Ich muss nochmal nachsehen, ob ich den Artikel noch finde, aber Auslöser der Nichtveröffentlichung waren ja wohl Twitter-Kommentare.
Zum Film (das sollte @wahr s und @bullschuetz Posts mit beantworten):
Ich habe den Film nicht gesehen, ich werde den nicht sehen und habe auch kein Kind an der Hand, das mich dazu zwingen könnte. Ich erwarte von dem Film nichts (man kläre mich auf, wenn der wieder Erwarten ein Meisterwerk sein sollte), ich erwarte überhaupt nichts von Produkten auf denen Winnetou steht, nicht auf Filmen, nicht auf TV-Serien (gibt’s so etwas?), nicht auf Büchern dazu etc, ja, noch nicht mal auf May selber, den ich heute nicht mehr lesen würde.
Aber seid ihr wirklich der Meinung, dass die Kritik an den Büchern bzw am Film (meinetwegen dem Trailer) sich nur auf den Film bezieht? Dass „redfacing“ und Verschleierung von „Völkermord“ etc nur für den Film gilt. Dass sich die Kritiker zurückziehen, wenn man sie nach May fragt, „Nee, der ist ok“?
Sei’s drum, dann nur der Film: Unvorsichtig vorausahnend, sage ich mal voraus, dass der Film Wischiwaschi ist, „Industrieschmodder“ (danke @pfingsluemmel). Das kann man auch so bewerten (wenn es denn so wäre): Scheiß-Script, einfallslose Figuren mit platten Dialogen, Regie reintelefoniert etc. Aber nein, die Kritik bemängelt fehlende Realität gegenüber dem Leiden der Apachen oder anderen Indianern. Dass der Winnetou des Jahres 2022 „realistischer“ sein soll, „Probleme“ darstellen sollte (kein deutsches Produkt ohne Zeigefinger), Entschuldigung „woke“ zu sein habe. Und wie gesagt, dass würde in meinen Augen dem May-Winnetou (der auch für den Film genommen wurde) widersprechen.
Es ist letzten Endes persönlicher Geschmack, wie viel Realität man in seinen Filmen und Büchern haben will, ich habe May bestimmt nicht gelesen, weil ich seine Geschichten für real hielt, dass das Erfindung war, wusste ich schon als Kind. Und das ist in meinen Augen ok – in seinen Büchern oder in Filmen, die auf seinen Büchern aufbauen. Wer wissen will, was wirklich passiert ist, lese ein Geschichtsbuch, aber verlange nicht von einer Fiktion, die auf einer Fiktion beruht, „Realismus“.
Anmerkung zu Realismus:
Die historischen Apachen dienten nicht gerade selten als Späher für die Texaner, später die US-Armee und waren happy über das Sterben der Comanchen, schließlich verreckte da ein Feind. Manche der Stämme betrieben – edle Wilde – rituellen Kannibalismus, Und gingen mit ihren Gegnern nicht gerade pfleglicher um. Es ist schon schwierig, Apachen überhaupt zu klassifizieren, meines Wissen kann man das nur über die gemeinsame athapaskische Sprachgruppe, zu der auch die Pueblo-Indianer gehören. Dies, die ganzen komplexen Verwicklungen und Zusammenhänge in den mexikanisch-indianisch-amerikanischen Grenzgebieten mal herauszuarbeiten, das wäre Realismus. Und hätte bei Winnetou auch nichts verloren.
Ach ja, was das 19. Jhd. angeht: Von dem Sterben und der kulturellen Vernichtung der Ureinwohner wo auch immer wusste man durchaus. Es hat bloß keinen interessiert.
Und ich glaube, damit habe ich das Wichtigste gesagt. Hugh, ich habe gesprochen.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.