Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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latho Es hat etwas mit Winnetou zu tun, der ja mit auf der Anklagebank sitzt, egal wie weit der Film von May entfernt ist.

Zurückgezogen wurden aber nicht Karl-May-Bücher, und meines Wissens hat das auch niemand gefordert. Das Problem dieses neuen Films und der begleitenden Ravensburger-Literatur ist doch gerade das mutwillige Sich-Dumm-Stellen gegenüber jedem seit Mays Zeiten erzielten moralischen und historischen Erkenntnisfortschritt.

Dass May ein Kind seiner Zeit war: ist doch logo. Manche seiner wirklich schauerlichen Rassenstereotypen vor allem in den Balkan/Kurdistan/Wüste-Romanen, aber auch bei der Schilderung verschlagener Chinesen und durchweg kindlich unterbelichteter Schwarzer kann man wohl damit entschuldigen, dass damals halt vielleicht die meisten so dachten. Man kann auf Mays Habenseite dafür die christliche Versöhnungsmystik anführen und eine Art ulkigen Westmann-Pazifismus, der immer nur aufs Knie, nie aufs Herz des Feindes zielt. Und man kann irgendwie hinnehmen, dass die genozidale Dimension der Erschließung des Westens (an der ich jedenfalls festhalte) bei May nur am Rande vorkommt.

Aber im Jahr 2022 so zu tun, als seien wir alle in Sachen historischem Problembewusstsein auf dem Niveau des späten 19. Jahrhunderts festgetackert, finde ich schon stark kritisierenswert.

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