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Anonym
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Ich habe mir jetzt das Interview mit Tyrone White angehört und finde Deine Kritik daran, gelinde gesagt, maßlos.
Ja, der Mann ledert mit Leidenschaft und Schmackes und nimmt insofern eine ähnliche diskursive Haltung ein wie Du (was ja wohl nicht verboten sein sollte, nehme ich an) – bei ihm kommen dann aber auch noch Argumente und Begründungen hinzu; die man doch echt mal durchaus zur Kenntnis nehmen könnte.
Eines dieser Argumente lautet, in meinen eigenen Worten wiedergegeben: „Uns selber war es in den USA bis zum American Indian Religious Freedom Act von 1978 tatsächlich verboten, unsere kulturellen Traditionen zu leben, wir wurden mit unserer spirituellen Kultur wirklich gecancelt – und ihr veräppelt unsere Traditionen mit Eurem Winnetou-Mumpitz und regt Euch dann auch noch drüber auf, wenn uns das nicht passt!“
Ich finde, man muss kein Empathiegenie sein, um Whites Wut an dieser Stelle echt aber mal sowas von richtig gut verstehen zu können: Die Kultur seiner Vorfahren wurde unterdrückt und nahezu ausgerottet, aber die Weissbrote mit den rot geschminkten Gesichtern fühlen sich unterdrückt, weil man ihnen „ihren Winnetou wegnehmen“ will … Dass der Typ angepisst ist, finde ich supernachvollziehbar.
Allermindestens könnte man seine Argumente aber mal sacken lassen und überlegen, ob womöglich ein klitzekleines bisschen was dran ist. Ich finde, es hilft echt nicht weiter, jeden, der einen in der eigenen „Ich darf alles“-Selbstgefälligkeit zu erschüttern wagt, als Opfer-Olympioniken zu schmähen.
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