Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism … › Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Danke für Deinen Aufschlag zu May, alles richtig – und völlig klar: Bei allem, was sich gegen ihn einwenden lässt, sind sein Pazifismus (der ja sogar dazu führt, dass Old Shatterhand nur ins Knie schießt), seine Bereitschaft zur Kritik an weißer Habgier und sein unmachohaftes, um nicht zu sagen genderfluides Männerbild klare Pluspunkte. Die Frage ist halt nur: Ergibt es Sinn, heute noch neue Geschichten für Kinder auf diese Märchenwelt der Apachen zu gründen, die in Wahrheit eben aus Verfolgung, Tod, Deportation (und, ja, auch das, bizarr grausamer Gegengewalt und erlesenen Foltermethoden) bestand? Es gibt halt nur einen einzigen Grund, heute noch an diese Winnetou-Welt anzudocken: kommerzielle Erwägungen. Nicht verboten! Aber hinterfragenswert.
Genozid: Auch der Verweis auf andere Völker, die im Lauf der Geschichte ausgerottet wurden, ohne dass groß jemand von Völkermord redet, überzeugt mich nicht. Mich treibt hier weniger die Sorge um, dass der Begriff inflationär verwendet werden könnte, als vielmehr der Verdacht, dass die weitgehende Ausrottung der indigenen Bevölkerung noch immer nicht ins allgemeine Bewusstsein gedrungen ist.
Zugegeben frivoles und auch überspitztes Gedankenspiel:
Was würden wir von einem Kinderfilm halten, in dem ein jüdischer Junge und sein arischer Freund allerhand aufregende Abenteuer im Deutschland der 30er/40er-Jahre erleben?
Ich denke, es ist offenkundig, dass so etwas vollkommen indiskutabel wäre. Weshalb soll hingegen jeder, der bei einem schnuckeligen Apachenfilm ob des realen brutalen Leidens dieser Menschen ein schlechtes Gefühl hat, ein Spielverderber sein?
--