Antwort auf: Count Basie

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Die nächsten Sessions landeten dann auf „Chairman of the Board“. Vier Stücke entstanden bei zwei Sessions Ende April 1958 (plus je ein unveröffentlichtes), die restlichen vier bei diversen Sessions im Herbst 1958, die jeweils nur ein oder zwei Stücke zeitigten. Und zwei waren ja bereits im März aufgenommen worden. Ende April wurde Thad Jones‘ nächstes neues Arrangement aufgenommen, „Mutt & Jeff“, wieder mit Frank Wess an der Flöte, einer feinen Begleitung durch Eddie Jones am Kontrabass, und dann auch einem Solo von Basie selbst. Dieser fand die Charts von Jones bekanntlich oft schwierig zu spielen und setzte dem so begabten Musiker immer wieder Grenzen. Chris Sheridan schreibt völlig nachvollziehbar, dass in „Mutt & Jeff“ bereits Dinge zu hören seien, die dann im Jones-Lewis Orchestra zur vollen Blühte kommen sollten.

Nach den beiden Sessions vom April zog die Band an die Westküste weiter, wo die phänomenalen Live-Aufnahmen aus dem Crescendo entstanden, für die ausnahmsweise mal tatsächlich eine europäische Bootleg-Ausgabe zu empfehlen ist, in der die Aufnahmen wie es scheint zum ersten Mal gesammelt wurden:
https://www.discogs.com/release/10064200-Count-Basie-His-Atomic-Band-Complete-Live-At-The-Crescendo-1958
Die Band war zu dieser Zeit in exzellenter Form und die Aufnahmen klingen auch sehr gut.

Bei einer der Sessions im Herbst – als die Band wieder im Birdland spielte – entstand das „M-Squad Theme“ (arr. Benny Carter oder Frank Foster), bei einer anderen die A-Seite der Williams-Single, auf deren Rückseite „Hallelujah“ zu finden ist, die Ballade „Tell Me Your Troubles“:

Der Rest dieser Session – die erste nach den jährlichen Band-Ferien im Spätsommer – galt der Fertigstellung des Albums mit Williams und Lambert, Hendricks & Ross („Sing Along with Basie“).

Bei den fünf Sessions vom Dezember 1958 – die Band spielte ihre „Christmas season“ im Birdland – wurden einerseits die letzten Stücke für „Chairman“ eingespielt – darunter Frank Wess‘ superbes „Segue in C“ und die tollen Jones-Stücke „The Deacon“ und „Speaking of Sounds“ (Flöte, Bassklarinette … die Jones-Lewis Band guckt wieder um die Ecke) – , andererseits aber bereits das nächste Projekt begonnen, dessen Veröffentlichung vorgezogen wurde: ein Album mit Arrangements von Quincy Jones, „Basie – One More Time“:

Drei Sessions Mitte Dezember ergaben je zwei Stücke vom Album mit Quincy Jones‘ Arrangements, einen Monat später im Januar 1959 folgte eine vierte (in Chicago), bei der die verbleibenden vier Stücke aufgenommen wurden. Klasse ist z.B. Joe Newmans gedämpfte Trompete in „For Lena & Lennie“ (Lena Horne und Lenny Hayton gewidmet), aber auch „Meet B.B.“, in dem Newman zusammen mit Wess das Thema vorstellt, Thad Jones dann aber zwischen Wess und Henry Coker ein Solo spielt. „The Midnight Sun Will Never Sets“ ist ein Feature für das süsse Altsax vom Section-Leader Marshall Royal. Anderswo ist Marshall Royal ausgiebig zu hören, und auch das Klavier von Basie erklingt zwischendurch da und dort. Alles in allem finde ich das Material hier weniger interessant – manchmal klischierter – als die Originals der Basie-ites auf „Chairman“.

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