Antwort auf: Count Basie

#11841869  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 67,063

Nachdem sich Darcy James Argue und ein paar andere auf Twitter grad ein wenig über Big Bands unterhalten haben (das hier war der Auslöser, Steve Lehman reichte dann noch eine Liste mit jüngeren Sachen nach, aber sein Account ist momentan nur für Leute sichtbar, die ihm folgen, daher kein Link hier … hier haben sich Argue und Mark Stryker dann nochmal über die NT-Basie-Band unterhalten) beschloss ich, mir mal die Roulette-Studio-Sessions der Count Basie Big Band vorzunehmen.

Die Mosaic-Box öffnet mit einer kurzen Session vom September 1957, direkt beim Auftakt des jährlichen Band-Urlaubs, von der nur ein Stück mit Joe Williams damals erschienen ist. In der Box gibt es drei weitere (Williams noch auf „Confessin‘ the Blues“). Snooky Young hat gerade Reunald Jones als Lead-Trompeter abgelöst und Lockjaw ist zurück, weil neben Jones auch Saxer Bill Graham ein paar Tage davor gefeuert wurde. Einen Monat später ging es weiter, die Band traf sich am 21. und 22. Oktober 1957 in New York im Studio und nahm die „Atomic“-Sessions auf – inzwischen mit Al Grey in der Posaunensection: Bill Hughes war gegangen und sein Ersatz Tom McIntosh erkrankt. Nach zwei Tagen als „sub“ wurde Grey angestellt – einer der besten Musiker, die Basies New Testament-Band in ihren Rängen hatte. Der zweifellos prägendste Solist der Musik, die auf dem Album landete, ist der Tenorsaxophonist Eddie „Lockjaw“ Davis, der seit den Anfängen der New Testament Band (1951/52) immer wieder dabei war.

Glaub ich hab die Roulette Studio-Sessions von Basie noch gar nie einigermassen am Stück durchgehört … kleines Sommerprojekt (ohne die Alben mit Co-Stars wie Tony Bennett oder Billy Eckstine und ohne Live-Aufnahmen … ausser ev. die für Roulette, das sind ja nur drei, die aber in der kompletten Version von Mosaic acht CDs umfassen, das Studio-Material deren zehn, eben ohne all die zusätzlichen Alben, es gibt einfach nur die Big Band-Alben ohne Sänger*innen – auf denen sass ja dann manchmal eh nicht Basie selbst am Klavier). Nach den Atomic-Sessions folgte im März 1958 in Chicago (die Band war on the road) eine Session, bei der eine Single von Williams und zwei neue Stücke eingespielt wurden, die aber erst etwas verspätet auf „Chairman of the Board“ erscheinen sollten: „Blues in Hoss‘ Flat“ von Frank Foster, der sich sehr lange im Repertoire halten sollte, und Thad Jones‘ „HRH“, entstanden, als die Band ein paar Wochen davor in London spielte und Prinzessin Margaret anwesend war.

Hier ist ein neuer Mann in der Saxophon-Section dabei: Billy Mitchell ersetzt Lockjaw Davis, der beschlossen hatte, sich mit einem Orgeltrio (mit Shirley Scott) selbstständig zu machen – und seinen ersten Gig im an Neujahr 1958 eröffneten Club „Count Basie’s“ in New York gab. Die (erneute) Trennung verlief also einvernehmlich, im Gegensatz zu den zwei Wechseln im Sommer 1957: Reunald Jones hatte, verärgert über den Mangel an Möglichkeiten, auch mal ein Solo zu spielen, angefangen, einhändig zu spielen und die linke Han in der Hosentasche zu lassen. Und Bill Graham hat wohl zuviel Blödsinn gemacht …

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba