Antwort auf: Return of the GrievousAngel: Persönliche Schätze aus der weiten Welt der Kunst

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The Aristocats (Wolfgang Reitherman; 1970)

Mit dem Tod von Walt Disney und dem Erfolg von Jungle Book endete eine epochale Ära. Zwar hatten die Studios auch finstere Zeiten und drohenden Ruin zu durchstehen, mit dem starken Mann an der Spitze schien aber kein Hindernis unüberwindbar. Dabei war es immer schon sein Bruder Roy gewesen, der die finanziellen und geschäftlichen Geschicke leitete, während Walt mehr in den kreativen Bereich eingebunden war. Die zusätzlichen Agenden übernahm nun der hinterbliebene, ältere Bruder bis kurz vor seinem Tod im Dezember 1971.

Bei der Gestaltung des einzigen Spielfilms, der unter seiner Führung veröffentlicht wurde, überließ er dem bereits gehuldigten Woolie Reitherman alle Freiheiten. Somit war dieser der erste Regisseur der Studios, der nicht nur bei der Regie freie Handhabe genoss, sondern auch bei der Produktion. Wiewohl sich Reitherman dank seiner jahrzehntelangen Beiträge und fantastischer Arbeit zurecht als eine der ganz großen Disney-Koryphäen feiern lassen darf, ist zumindest sein über die Jahre angeeigneter Zugang, Animationen aus älteren Spielfilmen für den Gebrauch in neueren Werken wiederzuverwerten, nicht bei all seinen ehemaligen Weggefährten gut angekommen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die heutige nimmt uns an der Hand und begleitet durch die Straßen von Paris. Wir befinden uns Anfang des 20. Jahrhunderts. Katze Duchess und ihre drei Kinder Berlioz, Marie und Toulouse leben den Traum von Unbeschwertheit im Wohlstand, lassen sich in der Kutsche durch die Stadt chauffieren, dinieren von feinster Silberware und verbringen den Rest ihrer Freizeit mit Musizieren und den anderen schönen Künsten. Ihre Besitzerin ist eine alte Madame im Ruhestand, der nichts auf der Welt wichtiger ist als das Wohlbefinden ihrer Katzen. Heile Welt in der großen Villa. Weil die Geschichte aber doch so etwas wie einen Spannungsbogen braucht, ist da auch noch der Butler Edgar, der zufällig mitbekommt, dass er irgendwann das Erbe der Madame antreten darf. Das einzige Problem: vor ihm sind erst einmal die Katzen dran und jede von ihnen hat bekanntlich mehrere Leben…

The Aristocats zählt zu den Filmen, die ich in meiner Kindheit am öftesten gesehen habe. Die Musik, die coolen Straßenkatzen um Streuner Abraham de Lacy Giuseppe Casey Thomas O’Malley, Paris bei Nacht und viele lustige Dialoge, all das hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt wie ein Brandzeichen. Meine Begeisterung für den Film hat sich über die Jahre zwar ein wenig relativiert – vor allem beim Wiedersehen in der Originalfassung sind einige charmante Szenen entkräftet worden, die in der deutschen Synchronisation immer ein riesiger Spaß waren – insgesamt mag ich den Film aber immer noch sehr gern. Leider sind die Unzulänglichkeiten nicht so leicht von der Hand zu weisen. Zum ersten Mal merkt man einem Disney-Film wirklich an, dass da einige Jahrzehnte Vorarbeit geleistet wurde. The Aristocats wirkt wie eine Ansammlung alter Erfolgsformeln und wie ein das Risiko scheuender Versuch, in die unklare Zukunft ohne Walt hineinzustarten. Dem entgegen stehen die obengenannten Aspekte, die mir nach wie vor einen großen Genuss beim Schauen bereiten, die spannenden Verfolgungsszenen mit den beiden Hunden Napoleon und Lafayette und vieles mehr. Am Ende natürlich auch die Erkenntnis, dass Katzen furchtbar viel Musik brauchen (im Original Ev’rybody Wants to Be a Cat). Ich bin zwar eigentlich kein Katzenfreund, das hat mir aber immer schon um einiges sympathischer gemacht.

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