Antwort auf: Return of the GrievousAngel: Persönliche Schätze aus der weiten Welt der Kunst

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Night and the City (Jules Dassin; 1950)

Mal etwas Aktuelleres, gestern erst gesehen. Dieser Film Noir nimmt uns zwar an der Hand für einen Trip nach London, entführt aber eigentlich in eine ganz eigene Welt. In dieser Welt voller Crooks und zynischer Halunken heißen die Menschen Mr. Nosseross, Bagrag oder Figler und der einzige Weg zum Geld scheint durch zwielichtige Straßen zu führen. Richard Widmark spielt Harry Fabian, der dem gewohnt geschmackssicheren deutschen Titel „Die Ratte von Soho“ durchaus gerecht werden kann. Mit seiner Wortgewandtheit und einer schnellen Auffassungsgabe bringt er sich in eine gute Ausgangslage, die griechische Wrestling-Legende Gregorious the Great (!) für seine Zwecke auszunutzen und die Wrestling-Szene Londons (!) zu erobern. Aber kann sich eine Ratte nach unverhofftem Erfolg überhaupt über Wasser halten oder wird sie letztlich doch untergehen?

Ich war zwar auf ein unterhaltsames Abendprogramm eingestellt, aber Night and the City hat meine Erwartungen doch übertroffen. Alles an in diesem Film sieht richtig gut aus, die Figuren sind cool und der Score von Franz Waxman passt hervorragend zur gritty Atmosphäre. Regisseur Dassin liefert nicht nur einen stilsicheren Film Noir mit existenzialistischem Unterton, sondern arbeitet seine eigenen Erlebnisse der damaligen Zeit auf. Immerhin wurde er wegen seiner politischen Vergangenheit zu einer der Zielscheiben der McCarthy-Ära, was soweit ging, dass er den Film nicht mehr fertig drehen durfte und per Telefon die letzten Anweisungen übermitteln musste. Night and the City fängt diese widrigen Umstände wunderbar ein, den zugrundeliegenden Roman hat Dassin laut eigenen Angaben gar nicht gelesen.

PS: Es scheint auch eine britische Version zu geben, die sich einige Freiheiten zu nehmen scheint, das Ende abändert und mit einem anderen Score einläuft. Ungesehen würde ich mich weit aus dem Fenster lehnen und behaupten: Hände weg davon!

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