Antwort auf: jazz in den 1990ern

#11781337  | PERMALINK

thelonica

Registriert seit: 09.12.2007

Beiträge: 4,158

vorgarten etwas beruhigt war ich, dort so häufig sharrocks ASK THE AGES genannt zu sehen, das war ja eine eher steile these meinerseits, dass das rückwirkend ein prägendes album war. mich würden tatsächlich ein paar listen interessieren, ganz unformatiert, ohne umfragedruck, dafür sind wir ja auch zu wenige hier. was habt ihr in den 90ern gehört, was war prägend, was hört ihr immer noch? (für die nuller und zehner jahre fänd ich das übrigens auch interessant.)

„Ask The Ages“ dürften nicht so viele Leute gekannt haben als es damals rauskam. Eher hatten es vielleicht ältere Leute (geboren vor 1970), die sich schon länger mit Sharrock oder Sanders beschäftigt hatten. Es wäre halt die Frage, ob Geheimtipps damals so offen kommuniziert wurden, als es mit Internet noch nicht so weit war. Ich kenne es selber nur von YouTube, habe vielleicht mal eine CD gesehen, aber wüsste nicht mehr wann das war.

Ansonsten habe ich in den 90ern eher wenig aktuellen Jazz verfolgt. Viel Rhythm and Blues aus den 40er-60er Jahren gehört, Swing (Lester Young, Mary Lou Williams, Count Basie, Ellington) und Country Blues, Chicago Blues, Texas Blues, Rock ’n‘ Roll. Reggae und Ska waren und sind immer mal wieder Thema. Von Teddy Edwards kannte ich „Teddy’s Ready“ und „Together Again“, „Mississippi Lad“ aber erst seit 2007. New Orleans war eine Zeit lang immer mal Thema, aber nicht der Jazz aus den 90ern von dort. Eigentlich sind es nur drei Alben, die mich länger beschäftigt haben und das immer noch tun: Shirley Horn (Light Out Of Darkness) und „Dream“ und „Heaven“ von Jimmy Scott. Aber da bin ich kein Komplettist und das Album von Shirley Horn habe ich nicht wirklich wegen dem Tribute für Ray Charles. Es ist einfach ein gutes, stimmiges Album oder Konzept mit toller Band. Statt Komplettismus mache ich lieber Stichproben, oder lese viel um wirklich Sachen zu finden, die mich interessieren oder begeistern könnten (bei „Oneness“ lief das so ab). Eigentlich interessieren mich oft einzelne Sachen, die vielleicht aus welchen Gründen auch immer nicht so beliebt sind. Bei Jack DeJohnette konnte man ja einiges entdecken, was bei der Vielfalt aber auch kein Wunder ist. Die Auseinandersetzung mit der Musik, der Zeit oder die Entwicklung über mehrere Dekaden ist in so einem Fall definitiv spannender, als die Suche nach fast perfekten oder großartigen Alben. Oder wenn ich lese, dass Leute bestimmte Alben nicht mehr hören möchten (Beatles als Beispiel), hat das sicherlich Gründe, weil sich irgendwas abgenutzt hat. Ich kann nur empfehlen Musik nicht übermäßig zu konsumieren, was ja gerade bei großen Angeboten möglich ist. Jedenfalls funktioniert das mir besser, wenn ich gezielt Sachen auswähle und mich bewusster damit beschäftige.

Tommy Flanagan kam bei mir auch erst später dazu (2002), Hank Jones und Jarrett viel später.

--