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@jimmydeanim kontext mit „serve somebody“ vielleicht auch interessant die replik von john lennon:
John Lennon – Serve Yourself
Eigenartig, dass ausgerechnet der säkulare Jude Bob Dylan – so ein richtiger Skeptiker – zum Christentum konvertierte, und das auch noch auf so eine dogmatische Art. Von einem Extrem ins andere. Wenn man seine damaligen Texte wörtlich und ernst nimmt, kann man sie eigentlich nicht ernst nehmen. Im übertragenen Sinne ist der Song Gotta Serve Somebody aber sehr schön und gut und durchaus ernst zu nehmen. Da geht es um den eigenen moralischen Kompass. Welchem Gott man meint, dienen zu müssen, dass muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Vielleicht liegen Dylan und Lennon da gar nicht so weit auseinander.
Ich habe mich gefragt, wie man Bob Dylan erklären könnte, was Ringswandl mit Nix Metnehma aus Gotta Serve Somebody macht? Das ist ja Hommage und Parodie zugleich, gleichzeitig albern („Du kannst technisch fit sein, zum Beispiel Ingenieur / Oder Menschenkenner, Psychologe oder Friseur“) und tiefsinnig. Und dann dieser boarische Dialekt, der wahrscheinlich typisch boarische deftige Humor („Hey, du konnst ein Bäcker sei, der guate Brezn backt / Oder bist ein Metzger, der fette Dreckssei schlacht“) und der dramatische Vortrag. Das alles vor dem Hintergrund einer katholisch geprägten und bigotten Gemeinschaft („Du konnst Kardinal sei, schee feierlich und fett / Oder frommer Pfarrer, Zölibat und Doppelbett“).
Habe mir das mit großem Vergnügen wiederholt angesehen und mir den Text selbst laut vorgelesen. Fast noch besser als das Original. Kann man ernst nehmen, weil es sich selbst nicht so ernst nimmt.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)