Antwort auf: Wetten, dass

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bullitt

Registriert seit: 06.01.2003

Beiträge: 20,757

slow-train
Ich glaube, wir reden aneinander vorbei oder wir haben einfach konträre Freiheitsbegriffe.

Wohl eher letzteres.

…bspw. mögliche rassistische Labelstrukturen hinweisen oder erwähnen, dass sich es zu einem bestimmten Track Kritik verschiedener Aktivist:innengruppen gab. Warum sollte man den Kund:innnen so ein Wissen nicht zugänglich machen? Und warum soll da die Selbstbestimmung aufhören?….

Was heißt denn nicht zugänglich machen? Das Wissen ist doch da und kann bei Bedarf von jedem selbst recherchiert werden. Das verstehe ich unter Selbstbestimmung. Und welches Framing sollten solche Linernotes denn haben? Mal ehrlich, du fändest die doch auch nur genau so lange toll, wie sie dein eigenes Weltbild bestätigen und ganz bestimmte „Aktivist:innengruppen“, Hochschullehrer oder „semiprominente Leute“ dort Gehör finde würden, oder? Ernst gemeinte Frage.

Jan Böhmermann zählt in der aktuellen Folge F&F auf, welche Filme man wegen „problematischer Inhalte“ angeblich nicht mehr schauen könne – u.a. die komplette James Bond-Reihe. Das wäre ja genau so ein Beispiel. Welches Label würde das freiwillig und ohne behördlichen Druck auf seine DVD-Box packen? Und noch wichtiger, wer bräuchte sowas?

Ich habe – wie schon öfter erwähnt – mal bei der FSK gearbeitet und selbst anhand der Begründungen in den Prüfunterlagen den Freigabebegründungskurztext für die Homepage geschrieben. Aus Jugendschutzgründen auch okay, wenn auch da schon oft grenzwertig. Infos zu Darstellungen von Gewalt- und Drogen kann jedenfalls jeder transparent auf fsk.de oben rechts nachlesen lesen und alte Filme suchen. Auch übersensibelen Erwachsenen steht es frei, sich dort zu orientieren. Politisch oder ideologisch konnotierte Bewertungen finden sich da aber in der Regel nicht – und das völlig zu Recht. Und wer zu doof ist, diesen offensichtlichen Weg der Recherche zu gehen, hat halt einfach auch mal Pech gehabt. Wie gesagt Eigenverantwortung ist nicht verhandelbar.

Für eine freiwillige Selbstkontrolle in der Musikindustrie über das bereits vorhandene „Parental Advisory Label“ hinaus fehlt mir jegliche Phantasie. Liner Notes zu den persönlichen Verfehlungen eines Künstlers, halte ich für absurd. Eine politische, ideologische oder zeitgeistige Interpretation der Kunst vor vorgeschalteten Sittenwächtern sowieso.

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