Antwort auf: Wetten, dass

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nicht_vom_forum

Registriert seit: 18.01.2009

Beiträge: 6,438

slow-train
Ich glaube, wir reden aneinander vorbei oder wir haben einfach konträre Freiheitsbegriffe. In meinem Beispiel ging es mir gerade darum, dass es für mich gar nicht zwangsläufig Triggerwarnungen oder ähnliches in Form von Stickern oder Aufdrucken braucht. Die Liner Notes/ können ja gerade dazu dienen, problematische Inhalte oder tradierte gesellschaftliche Positionen aufzudecken und nein, das muss gar keine ganze Critical Whiteness-Seminararbeit sein, sondern dafür reichen auch mal ein oder zwei Halbsätze, die einfach auf bspw. mögliche rassistische Labelstrukturen hinweisen oder erwähnen, dass sich es zu einem bestimmten Track Kritik verschiedener Aktivist:innengruppen gab. Warum sollte man den Kund:innnen so ein Wissen nicht zugänglich machen?

 
Mir fehlt da, gerade bei Einzel-Veröffentlichungen, die Phantasie, wie sich „ein oder zwei Halbsätze“ in den Liner-Note nennenswert von einem Sticker unterscheiden. Bei einem Boxset mit ausführlichem Booklet ist es bestimmt sinnvoll (oder zumindest denkbar), auch auf den gesellschaftlichen Kontext einzugehen, aber bei einer schlichten Neuauflage einer Platte? Da ist ein kurzer Hinweis zum Thema „problematische Inhalte“ doch tatsächlich entweder der (selbst dem Zeitgeist unterworfene) moralische Zeigefinger oder er beschreibt Offensichtliches: Dass Aretha Franklin in den 60er Jahren in den USA Rassismus und Frauenfeindlichkeit ausgesetzt war, sollte ja beispielsweise wirklich niemanden überraschen; muss man das dann wirklich in den Liner Notes jeder einzelnen Platte nochmal erwähnen?

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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick