Antwort auf: Wetten, dass

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bullitt

Registriert seit: 06.01.2003

Beiträge: 20,757

herr-rossi

wahrHauptsache „woke“ im Satz.

„Wetten, dass“ ist doch eigentlich das perfekte Beispiel dafür, dass „früher“ eben nicht alles „besser“ und „entspannter“ war, außer man betreibt radikale Vergangenheitsverklärung (ok, das tun ja manche auch). Nach fast jeder Sendung wurde über Peinlichkeiten des Moderators oder der Gäste diskutiert, wenn man sich nicht über Überlänge und weitgehende Ödnis der jeweils letzten Ausgabe erging. Bei jedem Schimanski-Tatort wurde das „Scheiße“ mitgezählt und der Witz von Harald Schmidt und die aufgeregten Reaktionen darauf beruhte zu guten Teilen darauf, dass er Dinge sagte, die „man“ nicht sagt. Das ist eigentlich eine der Grundsäulen von Komik und Satire, nur heutige „Schneeflocken“-Tabubrecher ertragen Reaktionen nicht mehr, die von Vorgängern noch provoziert wurden, und jammern von „cancel culture“.

@bullitt und andere begreifen nicht, dass sie selbst Teil des Problems sind, der Politisierung und Entspaßung von einfach allem, wo dann selbst das Zelebrieren von „Wetten, dass“ zum Ausdruck der richtigen politischen Haltung wird („virtue signalling“). Natürlich nur als Reaktion auf die Linke, die einem jeden harmlosen Spaß aus der Kindheit verderben will. Als ob der Kampf gegen vermeintlich allgegenwärtige „wokeness“ und „political correctness“ nicht auch der Motor eines rechten Online-Mobs wäre, der sehr gezielt „cancel culture“ und politische Propaganda zu betreiben weiß.

@herr-rossi Na klar, wer die Heilsbotschaft nicht goutiert, muss mit dem Teufel im Bunde sein. Klingt vertraut, aber keine Sorge, meine Verachtung reicht für ideologischen Aktivismus jeglicher Couleur. Meinem ausgeprägten Reaktanzverhalten geschuldet, war ich aber schon immer lieber Ketzer als Opportunist. Früher hat man dafür Punk gehört, heute reicht „Wetten dass…?“. ;-)

Stimmt, mein Post war als Trigger ausgelegt, was ja auch – wenig überraschend – wunderbar funktioniert hat. Aber ganz bewusst habe ich ihn eben nicht direkt politisch konnotiert. Das wollte ich anderen überlassen. Selbst- und Fremdwahrnehmung hier sind in dem Zusammenhang interessant. Klar, sich über Gottschalk zu erheben gehörte schon immer zum guten Ton, mit dem Unterschied, dass man heute selbst im Glashaus sitzt.

Das Forum selbst ist ja inzwischen ein Boomer-Eldorado alter, weißer CIS-Männer mit „problematischen“ Inhalten, die zum aller größten Teil dem woken Zeitgeist in keinster Weise standhalten würden. Die Stones, Zappa oder ein Album wie Murder Ballads? Heute undenkbar. Ich denke, dass der Zusammenhang hier ignoriert wird, ist alleine der Tatsache geschuldet, dass man halt – wie wir es alle gewohnt sind – „links“ sein und bleiben möchte und meint, das gehöre jetzt halt dazu. Hat was von „Bidermann und die Brandstifter“. Wer das Phänomen verharmlost und es sich selbst als „rechte Propaganda“ schön redet, sollte aber vielleicht mal Kathleen Stock oder Bari Weiss fragen, wie die das sehen, anstatt sich an Gottschalk abzuarbeiten, um ein bisschen im Rahmen der eigenen Möglichkeiten mitzumischen.

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