Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Nochmal anders formuliert: die Erfahrung des Jarrett/Haden-Duos war/ist für mich vielleicht die Sterblichkeitswerdung des Künstlers Keith Jarrett.

Vermutlich hätte ich diese Erfahrung auch früher haben können, wenn ich z.B. seine Klassik-Aufnahmen angehört hätte (not my cuppa) oder anderes mittelprächtig gelungenes. Aber die ersten Jahre oder Jahrzehnte nehme ich dabei aus, denn es scheint mir so, als wäre da auch eine Art Anlaufnehmen dabei: er war bei Miles, er kam bei Atlantic unter, dann rüber zu Impulse … manches ist klasse, aber es gibt immer auch die Momente, in denen nicht das passiert, was ich mir wünschte, gerade das so geschätzte American Quartet bleibt auch mal unter den Erwartungen – und dann kommt halt „Bremen/Lausanne“, es kommt das „Köln Concert“, es kommt „The Survivor’s Suite“ – und der Star ist geboren, wenn man mir den Kalauer verzeiht. Und spätestens ab da ist Jarrett eben Jarrett und findet für mich tatsächlich (bei aller Kritik, die ich hier ja in den Jahren immer wieder mal geübt, bei allem Zwiespalt, den ich noch viel deutlicher formuliert habe) in einer vom Rest irgendwie losgelösten Sphäre statt, auch wenn nicht alles vollkommen Rund läuft. Und die Duos mit Charlie Haden, die holen ihn für meine Ohren dann halt auf den Boden zurück – und damit automatisch zur Vergleichbarkeit, den Andockungen, die davor einfach keine Rolle spielen; auch wenn man sie natürlich finden kann, besonders wenn er z.B. wie beim Trio-Konzert aus Montreux einen Stride-Ausflug unternimmt – man kann sie selbstverständlich auch sonst finden oder Vergleiche anstellen: er spielt Bebop-Tunes, er covert Jaki Byard, was weiss ich … das Beziehungsgeflecht ist immer da, aber eben: spielt für mich so zwischen … ich sag jetzt mal 1975 und 2005 … einfach keine Rolle.

Und während die Mitte des Albums für mich auch heute wieder plätschert (eigentlich alles nach dem Opener und danach Peggy Lees „Where Can I Go Without You“), hat mich Jarrett mit „Goodbye“ wieder :heart:

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