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Louis-Ferdinand Cèline- Tod Auf Raten
Als ich Cèlines Erstling „Reise Ans Ende Der Nacht“ das erste Mal gelesen hatte, war das ein ähnliches Erweckungserlebnis wie bei Rimbaud, Kafka, Miller und Pessoa. Nicht das er unbedingt vergleichbar mit den genannten Autoren ist aber seine ungestüme wie enthemmte Prosa war für mich was völlig Neues. Seinen zweiten Roman empfand ich dann zunächst etwas enttäuschend (damals „Tod auf Kredit“) da ich nur die zensierte Version gelesen hatte. Nun endlich liegt die originale Edition in einer grandiosen deutschen Übersetzung vor und je weiter ich vordringe, desto klarer wird: dies ist sein Meisterwerk.
Nun bedarf es als politisch eher links ausgerichteter Mensch eine Erklärung warum man einen politischen Nazi-Kollaborateur, Antisemiten und Ekel wie Cèline überhaupt liest und auch empfiehlt (aber nur seine ersten beiden Romane): u.a. weil seine ersten beiden Romane sprachliche Barrieren brechen, seine Figuren eine ungemein psychologische Tiefe erzeugen und mich das beides so in den Bann zieht, dass ich den politischen Dummkopf Cèline zumindest ansatzweise vergessen kann.
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