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Ansonsten in letzter Zeit hauptsächlich Tsai Ming-liang gesehen. Mein Favorit wäre wohl GOODBYE, DRAGON INN über die letzten Stunden eines alten Kinos, das zum Schluss hauptsächlich als schwuler Cruising Spot genutzt wird. Neben einem unbedarften japanischen Touristen auf der Suche nach Sex steht die Kartenverkäuferin mit ihrem unerwiderten Crush auf den Filmvorführer im Mittelpunkt. Und natürlich das Kino selbst.
Das Kino taucht auch schon in WHAT TIME IS IT THERE? auf und ist dort Schauplatz einer saukomischen Szene. Dieser Film bringt es fertig, gleichzeitig der traurigste und der lustigste zu sein, und einer der besten über Einsamkeit, in Taiwan wie in der Fremde (Paris). Jean-Pierre Léaud hat einen sehr schönen Auftritt. Insgesamt nur ganz knapp hinter GOODBYE, DRAGON INN.
Einsamkeit scheint überhaupt ein großes Thema bei Tsai zu sein, auch in THE HOLE, dem prophetischen Pandemiefilm. Es gibt zwar kein China-, aber ein Taiwan-Virus, Selbstisolierung und das Horten von Toilettenpapier. Die Infizierten benehmen sich wie Kakerlaken – schönen Gruß an Gregor Samsa. In einem Nachrichtenbeitrag wird ein Mann erwähnt, der acht Stunden unter seinem Bett verbrachte. Aber das ist ja eigentlich nichts Besonderes. Mache ich auch häufiger. Dazwischen gibt es kommentierende Musical-Nummern. Auch ziemlich gut, wenn auch ein bisschen hinter den beiden anderen Filmen.
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"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"