Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Ggf. Spoiler ahead, Links führen zu den Filmen auf YouTube.

 

Blutrache in Montana (The Showdown, Dorrell McGowan / Stuart E. McGowan, 1950)

Der ehemalige Angehörige der texanischen Staatspolizei Shadrach Jones öffnet in einer finsteren Nacht ein frisches Grab auf einem Friedhof, um festzustellen, ob der dort liegende Tote tatsächlich sein Bruder ist. Dabei wird er von dem Rancher Cap MacKellar unterbrochen, der die Störung der Totenruhe nicht gutheißt, doch Jones gewähren lässt, als er den Grund für die Grabung erfährt. Später kommt Jones in die Stadt, um dort den Mörder seines Bruders zu identifizieren. Dabei stößt er auf viel Widerstand, denn nicht nur der unbekannte Mörder hat wenig Interesse an Jones Anwesenheit, auch der Rest der Bevölkerung lehnt Jones ab, denn die TSP war in hohem Maße unbeliebt bei den Menschen. Zu ihren Aufgaben gehörten nämlich auch die Aufklärung von Verbrechen gegen Schwarze, und es gab in ihren Reihen sogar schwarze Polizisten. Da alle Verdächtigen zu einer Gruppe Viehtreiber gehören, die bereits am Tag nach Jones Ankunft auf einen Trieb gehen, schließt sich Jones, der die ganze Region kennt, als Vorarbeiter der Gruppe an, um unterwegs den Fall weiter zu bearbeiten. Sein Rachedurst macht ihn hart und auch dem Zuschauer immer unsympathischer, die Spannungen in der Gruppe nehmen zu, es kommt sogar zu Toten infolge der harten Regeln Jones. Nur der ebenfalls mitgerittene MacKellar hat Verständnis für Jones, versucht aber dennoch immer wieder, ihn von seinem dunklen Pfad abzubringen.

In dem Film gibt es übrigens eine Figur, die Dutch oder der Deutsche genannt wird. Dieser hat ein Grammophon, auf dem er immer wieder dieselbe Melodie abspielt, eine Variante des Deutschlandliedes. Eine im ersten Moment durchaus seltsam anmutende musikalische Untermalung für einen Western.

Der Film ist wirklich düster, und die starken S/W-Bilder verstärken diesen Eindruck zusätzlich. Im Grunde haben wir hier einen klassischen Whodunit-Krimi vor einer Westernkulisse vor uns, der beide Elemente genial vereint. Blutrache in Montana ist wieder so eine positive Überraschung für mich gewesen, ich habe nie bewusst von dem Film gehört und bin nur per Zufall darauf gestoßen. Glück muss man haben. 9,5/10 Punkten. Leider ist die Tonspur teilweise schlecht erhalten.

 

 

Fuzzy gegen Tod und Teufel (Return of the Lash, Ray Taylor, 1947)

Als Kind habe ich Fuzzy geliebt, heute erschließt sich mir meine Begeisterung nicht mehr so ganz. Der eigentliche Held des Films, gespielt von Al „Lash“ LaRue ist in seiner Makellosigkeit nur für Kinder wirklich ertragbar, die Clownereien von Al „Fuzzy“ St. John ebenso. Hier bleibt wenig wirklich in Erinnerung. Mit am interessantesten an dem Film ist noch, dass er in Deutschland verlängert wurde, indem man einen13-minütigem Zusammenschnitt von Fuzzy der Banditenkiller / Border Feud als Rückblende in den Film montiert hat. Mit 3,5/10 Punkten ist der Film in meinen Augen fair bewertet.

 

 

The Last Drop of Water (The Last Drop of Water, David Wark Griffith, 1911)
Meines Wissens ist dies der allererste Western, der einen Planwagentrek thematisiert. Und er enthält bereits viele Elemente, die später immer wieder auftauchen. Es gibt eine Dreiecksgeschichte um eine Frau, die zwei befreundete Verehrer, Jim und John, hat, es gibt einen Indianerüberfall, der in einer Belagerung der Wagenburg mündet, und wegen des Wassermangels müssen Jim und John einen Ausbruch wagen. Es kommt zu einer selbstlosen heroischen Opferung des eigenen Lebens, um das des Freundes zu retten, und natürlich kommt am Ende die Kavallerie. Spät zwar, aber sie kommt. Schöner Film für Freunde solcher Kost. Ich gebe 8/10 Punkten.

 

 

Robin Hood, der rote Rächer (The Men of Sherwood Forest, Val Guest, 1954)
Man könnte Guests Robin-Variante als eine Actionkomödie bezeichnen, allerdings sind die Späße sehr harmlos und die Action ebenso. Das ganze ist am ehesten für Kinder geeignet. Allerdings sind Kinder heute anderes gewohnt und wahrscheinlich auch nur schwer für solche Kost zu begeistern, da bleiben als potentielle Zuschauer nur noch solche Menschen wie ich, die ein generelles Interesse am Medium haben und auch filmhistorisch interessiert sind. Der Humor des Films entsteht vor allem durch die Figur des Bruder Tuck, der hier nicht nur gerne gut und viel speist, sondern auch ein Spieler ist. Mit seinen Spielen, die er teilweise spontan erfindet, übertölpelt er mehr als einmal seine Widersacher, die aber auch, wie in solchen Filmen üblich, keine Geistesriesen sind. Wann immer ihm das gelingt, wirft Robin verlässlich seinen Kopf in den Nacken und lacht ein Lachen, das schon zu Stummfilmzeiten als Overacting durchgegangen wäre. Kann man schauen, ist aber alles andere als zwingend. Im historischen Kontext sehe ich den Film als mit 5/10 Punkten fair bewertet, für heutige, junge Zuschauer müsste man die Wertung wohl niedriger ansetzen.

 

 

Rescued from an Eagle’s Nest (Rescued from an Eagle’s Nest, J. Searle Dawley, 1908)
Ein kurzer Stummfilm, in dem ein Baby von einem Adler entführt und dann von den Eltern und ein paar Holzfällerkollegen gerettet wird. Interessant sind hier zwei Dinge. Zum einen finde ich es bemerkenswert, dass dem Drehbuchschreiber nichts besseres einfiel, als die Mutter des Kindes auf den bereits hoch aufgestiegenen Adler, der das Baby in seinen Krallen trägt, schießen zu lassen. Zum anderen gibt es einen Schnitt etwa in der Mitte des Films, der das Gefühl vermittelt, das die Einheit des Ortes wohl das letzte war, worauf man beim Dreh Wert legte. 6,5/10 Punkten.

 

 

 

zuletzt geändert von motoerwolf

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame