Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Verdammt zu leben – verdammt zu sterben (I quattro dell’apocalisse, Lucio Fulci, 1975)

Der Falschspieler Stubby, die schwangere minderjährige Prostituierte Bunny, der Trinker Clem und der geistig verwirrte Schwarze Bud, der mit Toten redet, überleben nur knapp ein Massaker in der Stadt Salt Flat, mit dem die „ehrbaren“ Bürger ihre Stadt von Kriminellen befreien wollen. Gemeinsam machen sich die Vier auf eine Reise, die sie an ihre Grenzen führen wird und in der sie transformiert werden von ihren anfänglich makelbehafteten Wesen zu etwas Höherem und daher so etwas wie Erlösung finden, wenn auch nicht unbedingt auf Erden. Unterwegs begegnen sie auf ihrer Reise sehr unterschiedlichen Menschen, die alle einen starken Einfluss nehmen auf unsere Gruppe, sei es im Guten (da ist z.B. eine Gruppe radikaler schweizer Christen) als auch im Bösen, wobei der hauptsächliche Antagonist Chaco eine Figur ist, die man schnell mit Inbrunst zu hassen lernt.

Dieser Italowestern ragt für mich aus Fulcis Werk deutlich heraus (wobei ich noch einige Lücken habe, was seine Filme angeht). Ich denke, jeder verbindet mit seinem Namen Filme, die ein relativ hohes Level an Gewalt beinhalten, die auch sehr explizit gezeigt wird. Das ist auch hier der Fall. Es gibt eine Vergewaltigung zu sehen, die schon ziemlich hart anzusehen ist, aber auch solche Dinge wie eine Häutung bei lebendigem Leibe. Bei letzterer hält die Kamera auch gnadenlos drauf und zeigt sie recht detailliert, bei der Vergewaltigung bleiben dem Zuschauer zumindest Detailaufnahmen erspart. Aber nicht nur körperliche Gewalt, sondern auch psychische Demütigungen müssen die Vier ertragen, und auch das ist harter Tobak. Was aber diese derben Szenen wirklich richtig so extrem brutal wirken lässt ist der Kontrast, in dem sie zum Rest des Filmes stehen. Fulci inszeniert nämlich die Reise der Protagonisten weitestgehend sehr ruhig und zeigt regelrecht zärtliche Szenen, wobei gerade diese Zärtlichkeit nichts ist, was ich spontan mit Fulcis Filmen verbunden hätte.

Neben einem starken Skript bestechen bei Verdammt zu leben – verdammt zu sterben vor allem die schauspielerischen Leistungen. Sowohl die Protagonisten als auch der Schurke Chaco werden hervorragend gespielt. Ich bin ziemlich begeistert und gebe 9,5/10 Punkten.

zuletzt geändert von motoerwolf

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame