Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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motoerwolf

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Update: Faking Bullshit wird jetzt doch nicht der erste Post-Corona-Kinofilm bei mir, sondern es wird am 30.6. Nomadland im Apollo in Aachen.

Pelikanblut (Pelikanblut, Katrin Gebbe, 2019)
Wiebke (Nina Hoss) ist eine Pferdetrainerin und Mutter einer Adoptivtochter, Nicolina. Beruf und Familie laufen gut, doch Wiebke will noch ein zweites Kind und adoptiert die 5-Jährige Raya aus Bulgarien. Diese erweist sich schnell als eine Bedrohung für ihre Umgebung, sie ist verhaltensauffällig und gewalttätig. Wiebke jedoch liebt Raya und kämpft mit allen Mitteln um deren Seele. Was als Psychodrama mit Parallelen zu Systemsprenger beginnt, kippt dann irgendwann in Richtung Horrorfilm. Dieser lebt vor allem von der starken Darstellung der beiden Kinder und ganz besonders Rayas. Aber auch Nina Hoss spielt ihre Rolle gut, auch wenn diese dem Zuschauer immer befremdlicher wird, da sie wirklich Grenzen überschreitet. So will sie zum Beispiel, dass Raya ihre traumatisch verlaufene ganz frühe Kindheit wiederholt und besorgt sich deswegen illegal ein Präparat, das ihren Milchfluss anregt, damit sie Raya stillen kann. Damit betritt sie Wege, auf denen man ihr nicht folgen will und man ist als Zuschauer immer hin und hergerissen zwischen Bewunderung für ihre Hingabe und Verzweiflung über die Methoden. Trotz ein paar Schwächen fand ich den Film ziemlich stark, vor allem für einen deutschen Genrefilm. Ich gebe 7,5/10 Punkten.

Hell’s Angels ’70 (Hell’s Angels ’69, Lee Madden, 1969)
Ein Rockerfilm, in dem Sonny Barger und das Oakland Charter der Angels mitspielen. Es geht um zwei Brüder, die die Angels ausnutzen, um ein Casino in Vegas zum Spaß auszurauben. Das finden die Angels nicht so gut, so dass die Brüder schließlich von Rockern und Polizei gejagt werden. Die deutsche Synchro stammt von Rainer Brandt, und endlich einmal passt dessen Sprache wirklich gut zum Film. Ansonsten ist die Inszenierung eher schwach, und mich wundert, dass die Angels sich so negativ haben darstellen lassen. Sie wirken hier nämlich einfach wie sehr, sehr dumme, versoffene und gewalttätige Männer, die nie erwachsen geworden sind. Auch wenn sie das gewesen sein mögen, möchte man doch so trotzdem nicht porträtiert werden. Auch hier gibt es von mir nur 4/10 Punkten. Ich vermag aber nicht zu sagen, wie der Film verglichen mit anderen Werken des Genres abschneidet, ich kenne nur wenig mehr als weitere außer Easy Rider.

Mesa of Lost Women (Mesa of Lost Women, Herbert Tevos / Ron Ormond, 1952)
Ein B-Horrorfilm mit einem Mad Scientist, Riesenspinnen, die eigentlich Frauen sind und einigen zwergwüchsigen Männern. Alles hier ist billig, und das Schauspiel teilweise so schlecht, dass ich nicht sagen kann, ob das Absicht war oder ein Betriebsunfall. Dazu gibt es einen krassen Soundtrack, der zwischenzeitlich wirklich am Nervenkostüm des Zuschauers zerrt. Da ich ein Herz für Trash habe, habe ich den Film gefeiert und vergeben 6,5/10 Schundpunkten.

Showdown am Adlerpaß (Blue Steel, Robert N. Bradbury, 1934)
Serienwestern mit John Wayne. Eigentlich ein belangloser Film, wie alle Beiträge dieser Art. Echte Charaktere gibt es nicht, die Handlung ist simpel und wenig originell. Erstaunlich sind aber immer wieder Details bei diesen Filmen. Hier war ich das erste Mal verblüfft, als ein junger Mann, der mit seiner frisch angetrauten Frau im selben Hotel nächtigt wie Waynes Figur John und weiter keine Rolle im Film spielt, mitten in der Nacht aus seinem Zimmer kommt und den Hotelbesitzer um Hilfe bittet, weil er „es“ nicht bewältigt bekommt. Das sei beim ersten Mal öfter so und werde schon werden, ermutigt man ihn. Der zweite Höhepunkt ist eine Stuntszene gegen Ende des Films, die in jeder großen Produktion sicher sehr viel stärker betont worden wäre, hier jedoch fast stiefmütterlich inszeniert ist, obwohl sie extrem spektakulär ist. Johns weiblicher Co-Star Betty (Eleanor Hunt) stürzt darin vom Pferd. John springt daraufhin von seinem Pferd auf die Deichsel der Kutsche neben ihm, lenkt die Kutsche so, dass Betty unter die Deichsel kommt, holt sie in vollem Galopp vom Boden auf die Deichsel und befördert sie von dort auf sein Pferd (also keines aus dem Gespann). Ansonsten ist der Film ein solider B-Western für seine Zeit, daher gebe ich 6/10 Punkten.

Reiter in der Dämmerung (The Dawn Rider, Robert N. Bradbury, 1935)
Ebenfalls ein Serienwestern mit John Wayne. Auch dieser ist Massenware und im Prinzip solide inszeniert. Allerdings nervt hier eine immer gleiche Pianomusik, die völlig unpassend eingesetzt ist und dramatische Szenen konterkariert. Daher liegt er unter dem Durchschnitt mit nur 4/10 Punkten.

zuletzt geändert von motoerwolf

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame