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go1
Gang of One

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morrisseysmother

go1 (Die radikalen Rechten hierzulande sagen wohl „Umvolkung“ zu „The Great Replacement“; dazu gibt es einen Artikel im Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe.)

Die modernen Rechtsradikalen hierzulande haben das ganz wörtlich übersetzt und sprechen vom „Großen Austausch“.

Die Rede vom „Großen Austausch“ ist wohl neueren Datums, aber der Gedanke, der damit ausgedrückt wird, dürfte ein und derselbe sein – auch im Wort „Umvolkung“ steckte schon die Bedeutung des Planmäßigen drin:

Wird beispielsweise im Zusammenhang mit den aktuellen Flüchtlingsbewegungen von einer Umvolkung oder einem Bevölkerungsaustausch gesprochen, so wird damit – auch wenn es vielen gar nicht bewusst sein mag – ein nationalsozialistischer Topos aktiviert. Wiewohl ähnliche Ausdrücke (Germanisierung, Volkstumswechsel, Entdeutschung; vgl. dazu Kellershohn 2016) bereits im 19. Jahrhundert kursierten, ist für den heutigen Gebrauch des Wortes Umvolkung das nationalsozialistische Konzept zentral: Denn Nationalsozialisten planten die sogenannte Umvolkung des Lebensraums im Osten aktiv (d.h. die Vertreibung der dort Ansässigen und gleichzeitige Re-Germanisierung der dort lebenden „Volksdeutschen“). Ab 1940 ist der Ausdruck „gleichbedeutend mit Eindeutschung“ (Schmitz-Berning 2007: 617). Heutzutage soll mit der Vokabel auf eine drohende „Überfremdung“ Deutschlands hingewiesen werden. Gemeint ist also, dass die Politik der Bundesregierung dazu führe, dass „das deutsche Volk“ in der Bundesrepublik Deutschland durch zunehmende Immigrationsbewegungen Nichtdeutscher gegen eine ausländische Bevölkerung ausgetauscht werde. In diesem Zusammenhang ist auch von einem „Genozid aus niedrigen Beweggründen“ (Kellershohn 2016: 289) die Rede. Stillschweigend vorausgesetzt wird hierbei die Existenz eines ethnisch definierten Nationalstaats, der das natürliche Areal einer Nation darstellt.

(Thomas Nier, 2017)

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