Antwort auf: Vorsicht, Ansteckungsgefahr! Der Zombiefilm-Thread

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motoerwolf

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I survived a Zombie Holocaust (I survived a Zombie Holocaust, Guy Pigden, 2014)
De Film erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der trotz seines Anschlusses an einer Filmhochschule nur als Laufbursche am Dreh eines Zombiefilms teilnehmen darf. Dort trifft er auf Filmschaffende, die sämtliche Klischees bedienen, die es über Schauspieler und Regisseure gibt. Leicht hat er es daher nicht am Set, aber immerhin trifft er auch eine Köchin, in die er sich sofort verliebt. All das tritt jedoch in den Hintergrund, als das Set von echten Zombies überrannt wird. Guy Pidgen stammt aus Neuseeland und hat mit ISAZH seinen ersten Spielfilm gedreht. Dass da Vergleiche mit Peter Jackson nahe liegen, dürfte Pidgen selbst sehr bewusst gewesen sein. Sein Held Wesley hat schon optisch etwas von Lionel aus Braindead, und auch der Humor von ISAZH hat gewisse Ähnlichkeiten mit Jacksons Frühwerk. Leider hat der Film auch ein paar Schwächen. Zunächst einmal ist er ein wenig zu lang geraten, und es sitzt auch längst nicht jeder Gag. Trotzdem mag ich ihn, er hat eben den Charme des Unperfekten. Und unperfekt darf er auch sein, wie gesagt, es ist ein Debutfilm, hinter dem kein großes Studio steht. Wenn Pidgen sich so steigert wie Jackson von seinem Erstling Bad Taste an, dann freue ich mich jedenfalls sehr auf seine weiteren Filme. Zur Sicherheit aber sei noch ganz ausdrücklich gesagt: ein Klassiker wie Braindead ist ISAZH nicht.

Messias des Bösen (Messiah of Evil, Willard Huyck / Gloria Katz, 1973)
Es ist lange her, dass ich diesen Film gesehen habe. Daher habe ich nicht mehr viele Details zur Handlung im Kopf, aber die ist meiner Meinung nach hier eh nicht so wichtig und meiner Erinnerung nach auch nicht ganz in sich logisch. Der Film lebt stark von seiner Atmosphäre, den wirklich tollen Bildern, insbesondere der Lichtsetzung. Es handelt sich bei Huycks Film auch eher um einen Gruselfilm als um einen, in dem Wert auf Splatter und Gore gelegt wird. Und zwar um einen, der vermuten lässt, dass den Machern bestimmte Drogen nicht ganz fremd waren. Auf jeden Fall ist Messias des Bösen näher an Rollin oder Franco (jeweils minus der Sexszenen) als an Romero. Huyck hat übrigens auch Howard the Duck gedreht, der innerhalb des Genres der Superheldenfilme auch eher außergewöhnlich ist.

Das Leichenhaus der lebenden Toten (Non si deve profanare il sonno dei morti, Jorge Grau, 1974)
Graus Beitrag zum Zombiegenre ist in meinen Augen ein völlig unterschätzter Klassiker. Er ist spannend, blutig und teilweise wirklich unheimlich, eine Qualität, die den Filmen Romeros eher abgeht. Dafür ist DLDLT wie dessen Living Dead-Filme sehr sozialkritisch, allerdings deutlich weniger subtil. Hier werden Umweltverschmuzung und der bedingungslose Glaube an den Segen der Radioaktivität thematisiert, etwas, das im Horrorfilm der Siebziger gar nicht mal so selten ist. Allerdings sind diese Filme dann meistens im Tierhorror angesiedelt. Neben der Umwelt greift DLDLT weitere Themen auf, die ganz zeittypisch sind. Den Konflikt zwischen Stadt und Land nämlich, und noch viel stärker den zwischen der progressiven Jugend und der reaktionären Elterngeneration, repräsentiert vor allem durch Vertreter der Staatsmacht. Von den heute vorgestellten Filmen ist dieser derjenige, den ich am ehesten auch Menschen empfehlen würde, die keine Genreliebhaber sind.

Juan of the Dead (Juan de los Muertos, Alejandro Brugués, 2011)
Ein kubanischer Zombiefilm mit homoerotischen Elementen. Muss man viel mehr sagen? Na gut. JOTD ist ein völlig überdrehter Splatterspaß, der sich nicht um politische Korrektheit oder die Grenzen guten Geschmacks schert. Allein der Umstand, dass die Zombies im Film von der kubanischen Regierung stets als amerikanisch gesteuerte Konterrevolutionäre / Dissidenten bezeichnet werden, ist ein wunderbarer Running Gag. Auch sonst gibt es wenige Gags, die nicht zünden. Es mag sicher nicht die populärste Meinung sein, aber mir hat Juan sogar etwas besser gefallen als Shaun of the Dead (der natürlich auch großartig ist).

Fist of Jesus (Fist of Jesus, Adrián Cardona / David Muňos, 2012)
Eigentlich gehört dieser spanische Kurzfilm nicht unbedingt in die Liste der besten 50 Zombiefilme, auch wenn er auf Festivals ziemlich erfolgreich war. Aber da Ostern ist und mit Jesus der wohl berühmteste Zombie der Geschichte die Hauptrolle spielt, musste ich ihn einfach heute nennen. Die Geschichte beginnt mit der Erweckung Lazarus´ von den Toten durch Jesus, aber anders als in der Bibel geht das hier ziemlich schief. Denn dummerweise war das Jesus´ erster Versuch eines solchen Wunders. Und so kommt es, wie es kommen muss, bald wimmelt es vor Pharisäerzombies, Römerzombies und, äh, Cowboyzombies. Das Ganze ist extrem kurzweilig, und zumindest bei den Splattereffekten haben sich die Macher wirklich Mühe gegeben. Dafür sehen z.B. die Uniformen der Römer so billig aus, dass man sich fast fremdschämen möchte. Wer nicht gerade ein christlicher Fundamentalist ist, sollte sich diesen fünfzehn minütigen Spaß ruhig mal geben. Das kann man zum Beispiel auf Dailymotion.

zuletzt geändert von motoerwolf

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame