Antwort auf: Vorsicht, Ansteckungsgefahr! Der Zombiefilm-Thread

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Vorsicht, Ansteckungsgefahr! Der Zombiefilm-Thread Antwort auf: Vorsicht, Ansteckungsgefahr! Der Zombiefilm-Thread

#11418693  | PERMALINK

motoerwolf

Registriert seit: 25.10.2006

Beiträge: 6,160

Pontypool (Pontypool, Bruce McDonald, 2008)
Horrorfilme, und ganz besonders Zombiefilme als Vertreter der Untergenres Splatter und Gore, wirken traditionell stark über die Bildebene. Wer einen Zombiefilm schaut erwartet daher normalerweise einen Film mit möglichst vielen drastischen Effekten und nicht wenige sogenannte Gorehounds ordnen alles andere diesem einen Aspekt unter. Pontypool unterläuft diese Erwartungshaltung fast vollständig. Der Film spielt fast ausschließlich in einem Radiosender, und der Ton, genauer: die Sprache, werden zum zentralen Element des Films. Nicht nur wird der größte Teil der klassischen „Zombieaction“ in Form einer Teichoskopie präsentiert (ohne dass dies auch nur eine Sekunde nach einer einfach nur kostengünstigen Lösung wirkt), sondern die Sprache hat auch einen wesentlichen Einfluss auf das Geschehen (mehr will ich nicht sagen, um nicht zu viel zu spoilern). Das soll aber nicht heißen, dass der Film keine guten Bilder zu bieten habe. Die Reduktion des Raumes erzeugt eine starke, klaustrophobische Stimmung, und auch die Schauspieler, besonders Stephen McHattie in der Hauptrolle, leisten verdammt gute Arbeit. Wer Berberian Sound Studio (Peter Strickland, 2012) mag, darf hier sicher mal einen Blick riskieren.

Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies (Zombi 2, Lucio Fulci, 1979)
Die italienischen Zombiefilme der Siebziger- und Achtzigerjahre sind oftmals reiner Trash (was nicht heißt, dass ich sie nicht mag). Fulcis Filme bilden hier in meinen Augen eine Ausnahme. Im Vergleich zu Regisseuren wie Umberto Lenzi oder Claudio Fragasso hat Fulci ganz klar mehr Stilbewusstsein. Er prägt das italienische Splatterkino, die anderen ahmen nach. Woodoo nenne ich hier als erstes, weil es sich dabei um den ersten der klassischen Italiener handelt (die älteren Zombiefilme von Franco, Grau und Merino sind zwar zumindest italienische Koproduktionen, aber stilistisch völlig anders) und weil er zudem auch als erster nicht nur exzessiv Gewalt zeigt, sondern hier bereits besonderes Augenmerk auf deren Folgen gelegt wird. Der Tot ist nicht länger nur brutal, er wird jetzt auch richtig eklig. Fäulnis und Verwesung sind hier mindestens so präsent wie rohe Gewalt. Apropos Gewalt: eine Szene sticht da besonders ins Auge und hat mein Kindheitstrauma, die Augenszene aus Ein andalusischer Hund (Luis Buñuel, 1929), erneut befeuert. Außerdem kann ich nicht umhin, die Haiszene zu nennen, die einfach genial ist.

Deadgirl (Deadgirl, Marcel Sarmiento / Gadi Harel, 2008)
Spätestens hier werden einige sicher die Lust am Horror verlieren. In Deadgirl finden zwei männliche Teenager eine gefesselte und nackte junge Frau, die sich als untot entpuppt. In ihrer toxischen Maskulinität haben die zwei natürlich nichts besseres zu tun als diesen Zombie zu vergewaltigen. Und ebenso natürlich geht das nicht lange gut. Selten war es verstörender, eine eigentlich attraktive Frau nackt zu sehen (wobei ich zugeben muss, dass ich fast keine Rape & Revenge-Filme kenne), und als Mann schämt man sich fortwährend für sein Geschlecht. Der Film fordert vom Zuschauer daher einiges an Leidensfähigkeit, aber wenn ein Horrorfilm uns nicht aus der Komfortzone holen darf, wer oder was dann?

Return of the Living Dead 3 (Return of the Living Dead 3, Brian Yuzna, 1993)
Aus der ROTLD-Reihe ist mir Teil 3 der liebste. Die Geschichte ist zwar nicht unbedingt originell, aber ich mag die fetischhaften, sadomasochistischen Aspekte des Films. Außerdem ist er im Vergleich zu seinen Vorgängern deutlich härter, was unter anderem am fehlenden comic relief liegt.

Dead & Breakfast – Hotel Zombie (Dead & Breakfast – Hotel Zombie, Matthew Leutwyler, 2004)
Leutwylers Film ist dagegen Komik pur. Die Kritiker haben wenig gutes über den Film zu sagen, ich aber empfand als zwar inhaltlich wenig originellen und oft Klassiker zitierenden charmanten Quatsch. Freilich sollte man wissen, worauf man sich einlässt, denn als Horrorfilm im eigentlichen Sinne taugt Dead & Breakfast nicht. Eher schon als Partyfilm. Ich denke, wenn ich sage, dass der Film immer wieder die Vierte Wand durchbricht, indem ein Countrysänger die Handlung kommentiert, dürfte jedem klar sein wohin die Reise geht…

zuletzt geändert von motoerwolf

--

And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame