Antwort auf: Brian DePalma

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tezuka
The artist formerly known as BB

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pfingstluemmel

tezuka Ohje…mir ist klar dass Marty hier im Forum kein sonderlich hohes Ansehen genießt, aber sowas hab ich noch nie gelesen..Erklär das mal bitte!

Ich wollte nur darauf hinaus, dass Scarface mir mehr Freude bereitet, weil er sich gar nicht erst den Anstrich des „Authentischen“ verpasst, sondern gleich larger than life in die Manege steppt. Immerhin sprechen wir hier von Kinofilmen, aber wahrscheinlich ist das auch nur ein Problem von Kritikern, die in Scorseses Gangstertainment (oder Ähnlichem wie City of God) besondere „Authenz“ verspüren (wollen). Ich mag es künstlich und überkandidelt. Man darf gerne die Reißverschlüsse sehen und im Konfetti ertrinken. Was im Umkehrschluss nicht bedeutet, ich hielte Scorsese für einen schlechten Regisseur, im Gegenteil, für meinen Geschmack ist da noch genug Artifizielles enthalten, das andere für ihren true crime-Fetisch gerne übersehen. Ich beziehe mich also auf deinen Vorwurf der Werbeoberfläche.

Okay, verstanden. Für mich ist DePalma da dann eventuell wieder zu wenig konsequent, andere Regisseure wie Tarantino oder auch Wes Anderson wissen das Artifizielle mehr auf die Spitze zu treiben – und vermögen dann allerdings in ihren guten Momenten auch den Figuren, den Geschichten, Tiefe einzuhauchen. „Scarface“ ist schon ganz okay, aber für mich ist alles etwas zu offensichtlich. Mich begeistern bei Scorseses Filmen auch weniger der Realismus – das ist ja auch nur ganz wertfrei ein Stilmittel – sondern eher die verschiedenen Ebenen die ich bei ihm sehe – und bei DePalma halt weniger. So wie dich „Scarface“ begeistert, ruft bei mir „GoodFellas“ ähnliche Gefühle hervor, vielleicht gerade weil man ihn aus unterschiedlichen Blickwinkeln genießen kann: Als realistische Erzählung vom Aufstieg und Fall eines Gangsters, als Untersuchung der Konflikte/des Verhältnisses unterschiedlicher Ethnien, als Untersuchung von Männlichkeitsritualen oder einfach nur als perversen Brutalo-Spaß. (Den gehypten „City Of God“ mochte ich übrigens auch nicht sonderlich bzw. er hatte mich ziemlich enttäuscht, da kommen wir wohl überein.)

 

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