Antwort auf: Jahresrückblick 2020

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gypsy-tail-wind
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: : ALTE MUSIK : :

Magdalena Consort/Fretwork/His Majestys Sagbutts & Cornetts, Silas Wollstron – In Chains of Gold: The English Pre-Restoration Verse Anthem Vol. 2, William Byrd to Edmund Hooper: Psalms and Royal Anthems
Sollazzo Ensemble/Anna Danilevskaia – Firenze 1340: Un jardin médiéval florentin
Cantica Symphonia/Giuseppe Maletto – Josquin Desprez: Stabat Mater

Vittorio Ghielmi/Luca Pianca/Il Suonar Parlante – Le Secret de Monsieur Marais
Gunar Letzbor/Ars Antiqua Austria – Biber: Rosenkranzsonaten
Der musikalische Garten – Biber: Harmonia Artificioso-Ariosa
Bruno Cocset/Guido Balestracci/Les Basses Réunies – Diego Ortiz: Trattado de Glosas
Il Ricercar Continuo – Pulchra es: Affetti in 17th-century Italian Instrumental Music

Über die zweite Folge von „In Chains of Gold“ las ich irgendwo etwas und musste die Scheibe haben … Vol. 1 fehlt mir noch, aber das werde ich ändern. Die CD enthält Musik von Bull, Byrd, Morley etc.

Die CD des Sollazzo Ensemble auf dem kleinen aber feinen Label Ambronay ist ebenfalls ganz hervorragend, darauf sind höchst konzentrierte Darbietungen von diversen Komponisten zu hören, die im 14. Jahrhundert in Florenz aktiv waren.

Die Josquin-CD von Cantica Symphonia hörte ich die letzten Tage mehrmals und finde sie sehr gelungen in der Mischung aus vokalen und instrumentalen Stücken, auch erstere werden manchmal zurückhaltend vor ein paar Instrumenten begleitet. Diese Ensemble hörte ich auch bei einem früheren Besuch am Festival Alte Musik (als noch gesungen wurde) und fand es sehr beeindruckend, diese hohe Gesangskunst im Konzert bei ihrem Entstehen in Echtzeit zu beobachten.

Biber ist eine kleinere Obsession von mir … das sind beides keine sofortigen Lieblings-Einspielungen, aber beides – v.a. die „Harmonia“, schöne Ergänzungen.

Gambenmusik mag ich ja auch sehr gerne, die Alben von Ghielmi/Pianca und Cocset/Balestracci finde ich beide ebenfalls mehr als hörenswert.

Die letzte CD, auch rein instrumental, ist eine der jüngsten Anschaffungen, zu hören sind Stücke für Blockflöten oder Dulzian (Fagott) mit Cello und oder Laute/Theorbe, auch ein paar Duette für Cello/Laute sind dabei.
 
 

: : ZEITGENÖSSISCH : :

Sophie Schafleitner/Lorelei Dowling/Klangforum Wien/Peter Rundel/Stefan Asbury – Liza Lim: Extinction Events and Dawn Chorus
Judith Wegmann – Le Souffle Du Temps II – Refléxion
Zeynep Gedizlioglu – verbinden und abwenden
Netherlands Chamber Choir/Peter Dijkstra/Raschèr Saxophone Quartet – Auerbach: 72 Angels
Rebecca Saunders – musica viva, Neue Folge #35: Still, Aether, Alba (BR Symphonieorchester, Carolin Widmann, Marco Blaauw, Ilan Volkov, Peter Eötvös etc.)

Gabriella Smart – Cat Hope & Erkki Veltheim: Works for Travelled Pianos
Judith Wegmann – Feldman: Triadic Memories
Alexandre Tharaud – Abrahamsen/Pesson/Strasnoy: Piano Concertos
Isil Bengi – HiKAYE
Buck-Wolfarth – Edu Haubensak & Thomas Korber: Works for Guitar & Percussion

Máté Bella/Balázs Horváth/Dan Dediu – Headed East/Zukunfsmusik ostwärts

Die Liste hier ist erstaunlich lang … die CD von Liza Lim beeindruckt mich ganz enorm, das ist brodelnde, düstere, vielschichtige Musik.

Judith Wegmann habe ich beachtet, weil ihre CDs auf dem neuen Label des Gründers von Hat Art (Werner X. Uehlinger) erscheinen, ezz-thetics, und ich diesen Katalog im Auge habe, seitdem Uehlinger dieses jüngste Kapitel aufgeschlagen hat. „Le souffle du temps“ erschien vor ein paar Jahren noch bei Hat, die neue CD ist eine Reflexion dazu und beides sind Entdeckungen des Jahres (ich kannte die erste auch noch nicht), und so musste dann auch die Feldman-CD von Wegmann her.

Es fällt mir schwer, über solche Alben viel zu schreiben, aber ich fand sowohl Auerbach als auch Sanders sehr toll. Die CD von Smart ist völlig irre, ich schrieb darüber irgendwo mal was, es geht um Klaviere und Telegraphen in Australien … ich weiss nicht, ob die Musik so gut ist, wie die Story dazu, ob ich das mehr als zwei-, dreimal hören werde – aber der eine bisherige Durchgang war schon irre!

Die Scheibe von Tharaud ist da ungleich konventioneller und ich hätte sie wohl doch besser oben zu „Orchester“ gruppiert. Er spielt drei Klavierkonzerte aus jüngster Zeit (2006-2015) und die sind ziemlich interessant, aber tiefer erkundet habe ich sie noch nicht.

Die CD von Isil Bengi ist eine Art Konzeptalbum, neben Bloch und Franck sind Takemitsu und ein paar mir unbekannte und der mir aus dem Jazz bekannte Stéphane Galland vertreten. Funktioniert sehr gut, finde ich.

Die beiden letzten CDs sind ebenfalls nicht uninteressant, die Buck/Wolfarth ist für mich eher vom Jazz bzw. der freien Improvisation her anschlussfähig, rein wegen der Instrumentierung (Gitarre und Perkussion), die CD mit neuer Musik aus Osteuropa enthält tolle und weniger tolle Sachen, ist etwas unausgewogen, finde ich.
 
 

: : CROSSOVER : :

Ghalia Benali/Romina Lischka – Call to Prayer
Sarah Willis – Mozart y Mambo
Lucian Ban/John Surman/Mat Maneri – Transylvanian Folk Songs: The Béla Bartók Field Recordings
Sarah Maria Sun & The Gurks – Killer Instincts

Les Lunaisiens/Agathe Peyrat/Arnaud Marzorati – Le Code de la route: Hommage à Boris Vian (***1/2)

So, fast geschafft … die arabische Sängerin Ghalia Benali kannte ich bisher ebensowenig wie Romina Lischka, die Gambe spielt (und oben noch mit einer anderen CD mit Barockmusik vertreten ist). Hier singt Lischka zudem im Stil der Hindustani-Musik, Vincent Noiret am Kontrabass und der Chitarra battente ist als drittes dabei, und aus den Stücken von Benali und barocken Instrumental-Nummern (A. Forquerray, Marais, Sainte-Colombe, aber auch Noiret) ergibt sich ein äusserst stimmiger Mix.

Der kubanische Mozart von Sarah Willis schlug bei mir richtig ein, das war ein passender Gute-Laune-Kontrapunkt zu diesem vermaledeiten Jahr.

Nachdenklicher geht es beim Trio Ban/Surman/Maneri in ihrem Bartók-Programm zu, das ich auch mal noch in Ruhe hören und das Booklet lesen muss … die CD lief aber schon einige Male und könnte ev. noch wachsen.

Toll dann auch das jüngste Album der furchtlosen Sarah Maria Sun, die hier Songs von Randy Newman und Tom Waits Stücken von Weil, Bernstein oder Sondheim gegenüberstellt, dazwischen Wolpes wütendes „Hitler“ bellt oder „I Put a Spell on You“ raunt. Die Frau kann echt alles!

Und dann ist da noch eine hübsche Vian-Hommage, die ebenfalls in keine Schublade passen will … nicht ganz so zwingend, aber dennoch hörenswert, zwei Stimmen (Marzorati ist auch der Leiter der Gruppe, Peyrat spielt zudem Ukulelel) mit Trompete, Akkordeon und Kontrabass. Très français, bien sûr.

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