Antwort auf: Umfrage & Ergebnis: Die besten Miles Davis Alben

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Ok, wo fange ich an?

Ich bin zu dem Entschluss gekommen, entgegen meinem ursprünglichen Vorhaben, keine Liste abzugeben. Der Grund ist, zusammen gefasst, Miles Davis respektiere ich als Bandleader und möchte ihm seine visionären Leistungen auf dem Gebiet des Jazz nicht absprechen, doch ich schätze sein Trompetenspiel nicht. Viele seiner Soli verlieren sich, wobei seine Bandmitstreiter oft erstklassig sind. Es ist mir schwer gefallen, einen großen Teil seines Spiels mit der Musik (Komposition/Arrangement) in Einklang zu bringen.

Ich möchte erwähnen, dass ich die Trompete im Jazz durchaus mag. Meine Lieblingskünstler sind 

Woody Shaw, Donald Bird, Louis Armstrong, Chet Baker, Dizzy Gillespie, Lee Morgan oder Tomasz Stanko (hier insbesondere das Spätwerk). In Stankos` Ansatz sehe ich Parallelen zu Davis, für mich ist das allerdings eine Klasse besser, was Feeling, Ausdruck und Variation anbelangt.

Doch zurück zu Miles Davis. Die Alben, die ich aufgrund der hervorragenden Arrangements, sehr mag, gehört die “Gil Evans” Phase. Hier stehen “Porgy & Bess” und “Sketches of Spain” ganz vorne. Allerdings ist es sehr auffällig, besonders bei “Skatches of Spain”, das ich in der ursprünglichen Gitarrenversion von Rodrigo sehr mag, wie die Trompete von Davis wie ein Fremdkörper wirkt, wenn sie nicht in die Stimmen der anderen Instrumente eingebettet wird, sondern darüber spielt. Die Arrangements halte ich für gelungen.

Weiterhin mag ich auch “Birth of the Cool”, ein Album mit dem ich mich noch am ehesten versöhnen könnte. Ebenso, in Teilen “Kind of Blue”, bei dem mir “Freddie Freelancer” besonders zusagt. Wie gesagt, diese Aussagen sind auf das Augenmerk “Trompete, deren Melodie und Ton” zu sehen. Insgesamt komme ich mit Davis bei den ruhigeren Stücken etwas besser klar, jedoch auch nicht immer. “Blue in Green” dagegen fällt bei mir wieder durch. Hier dümpelt sein Spiel auf unangenehme Weise an mir vorbei.

“Filles de Kilimanjaro” schafft es bei mir leider nicht, trotz toller Band. Ich hatte das besser in Erinnerung, doch anscheinend habe ich es nie komplett durchgehört. Hier höre ich die Jazz-Fusion Musik von Williams mit seiner “Lifetime” Band doch deutlich lieber (“Emergency!” oder “Believe it”). Bei “Filles” geht es ja schon sehr Richtung “Jazz Fusion”. Und Wayne Shorter, von dem ich keine Solo Alben kenne, gefällt mir bei “Weather Report” besser. Ich mag auch das relativ kurze Snippet von “In a silent way” von eben dieser Band lieber als Davis` ursprüngliche Version.

Was die “Fusion Alben” oder “elektrische Alben” von Davis anbelangt, kann ich die Faszination für Sachen wie “Agharta” verstehen, ohne dass mich das vollends überzeugen könnte. Hier bevorzuge ich doch eher Werke von Chick Corea, dem Mahavishnu Orchestra, Billy Cobham usw..

Hatte ja zwischenzeitlich versucht, mich über Stockhausen an die elektrische Phase von Davis anzunähern. Bei “In a silent way” hat es auf den ersten Blick auch funktioniert, doch mehr als ein kurzzeitiges “Aha” ist dann doch nicht hängen geblieben.

Die gesamten “Prestige Alben” sind für mich schwer genießbar (auf Miles Davis bezogen). Die späten Sachen gefallen mir vom Klang/Ton der Trompete etwas besser, z.B. “Aura” und “Amandla”. Bei letzterem kommt der Produktion (ok, es sind die 1980er Jahre) eine zwiespältige Rolle zu. Es ist für mich insgesamt zu nah an “Jazz Lounge” Musik, z.B. “Hannibal”. Irgendwie liegt auf diesem Album etwas zu viel “subtile Seichtheit”.

Bei “Aura” ist das Experiment für mich etwas besser gelungen. Hier machen die ersten drei Stücke eine recht eigenständige Figur und fügen sich gut in eine spät-80er Produktion. Allerdings ist es jetzt auch kein Album, was ich als “über Durchschnitt” bewerte.

Das Album, welches mich am meisten überzeugte, ist “Ascenseur Pour L`Echafand”. Ein insgesamt eindrucksvolles Werk, weil hier die Trompete von Davis, großteils, sehr zurückgenommen in das Gesamtsoundbild integriert wurde. Die Skizzen von Davis passen hier sehr gut.

Für eine Top 20 reicht es bei mir insgesamt leider nicht. Und das ist ja auch eine (wenn auch unerwartete) Erkenntnis eines Erst- oder Wiederhörens, zumindest für mich.

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