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mr-badlandsFür mich ist “In a silent way” ein Mix aus Jazz, der elektrischer wurde, nicht elektronischer. Der Toningenieur hat das Werk dann ziemlich einzigartig zusammengestellt. Wenn wir bei Tangerine Dream bleiben, dann ist die sog. “Berliner Schule”, zu der sie bis Ende der 70er gehörten, gekennzeichnet von einer neuen Art Musik, die einen elektronischen Charakter aufweist. Melodien wurden in Rhythmen verwandelt, Töne durch Verlangsamung in einen Rhythmus geführt. Außerdem wurden Geräusche durch Beschleunigung in Töne gewandelt. Durch die Verwendung von Synthesizern und Sequenzen etc. ergaben sich neue Möglichkeiten.
Die Nähe zur “klassischen Musik” kann man auch daran erkennen, dass es eine Zeit gab (noch vor der “Berliner Schule”), in der Werke “klassischer Komponisten” mit Synthesizern interpretiert wurden. Das erklärt jedoch nur die teilweise vorhandene Verwandtschaft zur Klassik und war im eigentlichen Sinnen keine elektronische Musik. Bei letzterer wurden metrische Rhythmen und europäische Tonskalen aufgebrochen. Die Rolle der Klangfarbe trat stärker hervor und die Besonderheiten der Verwendung von Tönen und Rhythmen.
Das war alles sehr weit weg von “In a silent way”. Möchte das nicht abwertend gemeint haben.
”Mysterious Semblance at the Strand of Nightmares” des “Phaedra” Albums z.B. verdeutlicht die Nähe zu “klassischer europäischer Musik” und führt diese in eine neue, elektronische Musik.
du kennst dich da bestimmt besser aus als ich, aber ich würde dir da zustimmen. das aufbrechen von europäischen tonskalen und die betonung der klangfarben sind vielleicht gemeinsamkeiten, aber IN A SILENT WAY scheint mir auch sehr anders zu funktionieren als PHAEDRA, außerdem liegen da ja 5 jahre dazwischen, in denen im bereich elektronischer musik ziemlich viel passiert ist. man könnte natürlich die erzeugung von loops auch elektronisch nennen (die originalaufnahmen von „shh-peaceful“ ist ja auf der box drauf, sie hat ein wiederkehrendes motiv, das das stück in einzelne kapitel unterteilt, die sehr jazzgemäß verschiedene soli in den vordergrund stellen – und macero hat das am ende komplett rausgeschnitten, so dass sich ein einziger fluss mit geloopten einzelteilen ergeben hat).
jazzeinsatz von elektronica findet sich wohl 1962 bei sun ra, der mit seinem drummer und aufnahmetechniker tommy hunter eine improvisatorische virtuosität mit technischen fehl-schaltungen (kann man das so nennen?) entwickelt hat:
die eigentlich verbindung mit dem, was tangerine dream da machen, und was ja weniger auf „switched on bach“ zurückgeht als auf morton subotnik, gelang zeitgleich hancock und gleeson, die ich ja gerade intensiv höre, hier vor allem:
oder hancock solo 1974 hier:
mr-badlandsDoch vielleicht kann mir jemand mal “In a silent way” erklären? Irgendwie ging es noch nie so richtig an mich…
„mood pieces“, klar, aber mit steady beat, totale reduktion der akkordwechsel, dafür passiert in den klangflächendetails immer so viel, dass es die ganze zeit über interessant bleibt (auch das ein unterschied zu PHAEDRA). virtuositätsverschiebungen von vorder- und hintergrund. die soli darüber sind fantastisch, das von shorter über „it’s about that time“ gehört zu den besten, die es von ihm gibt. und dann gibt es in diesem stück noch den kurzen moment, wo sich das ganze in einen rock-beat freibricht, das finde ich immer noch atemberaubend.
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