Antwort auf: Listen To This! – Meine Favoriten II

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You can call me "Sam"

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Da die Talk Talk Umfrage gerade läuft, habe ich mal meine  damaligen Eindrücke zu „Spirit Of Eden“ aus dem alten Thread hier rüber geholt.

Talk Talk – „Spirit Of Eden“ , 1988 ( LP: EMI 064 7 46977 1) / (CD: EMI 5099962178723 CDPCDX 105)

Als Talk Talk ihr viertes Album veröffentlichten, sorgten sie damit für eine kleine Sensation. Innerhalb weniger Jahre hatte die Band ihren Musikstil sehr stark verändert und legten nun erstmals etwas vor, dass sich in keinster Weise mehr mit den damals charttauglichen Sounds vereinbaren ließ.

Bei Musikkritikern und in den Medien bekam die Gruppe für „Spirits Of Eden“ durchweg gute Besprechungen Ich erinnere mich zum Beispiel daran, dass entweder der NDR oder Radio Bremen bei Erscheinen in einer Sendung die komlette erste Seite spielte.
Bei ihrer Plattenfirma EMI, die extra für diese Veröffentlichung nochmal ihren alten Parlophone Schriftzug auf dem Label verwendete, stießen sie jedoch auf Unverständnis. Man versuchte Mark Hollis und Tim Friese-Green, die für die 6 veröffentlichten Songs kompositorisch verantworlich waren, zu überreden, manche Sachen noch einmal zu überarbeiten, bzw. Stücke ganz auszutauschen. Die beiden Musiker weigerten sich und daraufhin kam es zur Gerichtsverhandlung, welches letztendlich zur Trennung mit der Plattenfirma führte. Das stilistisch ähnliche letzte Studioalbum Laughing Stock erschien dann bei der der Firma Verve.

Ein einsamer Trompetenton, der stilistisch an den damals auch gerade sehr aktiven Miles Davis erinnert, eröffnet den ersten Song The Rainbow“ Allmählich setzen die anderen Instrumente ein, aber ebenfalls noch sehr verhalten. Nach 2:20 Minuten dann eine greifbarer Gitarrenriff und ein sich langsam entwickelnder dahinschleppender Groove. Der Gesang setzt ein, eine Mundharmonika und nach und nach bekommt das Ganze faßbarere Konturen, verfällt aber immer auch wieder kurz in die ruhigen Passagen vom Beginn. Ohne Unterbrechung geht es dann in Eden über.
Ein Gitarrenthema übernimmt die Führung und verstärkt sich bis zu kurzen Feedbacks, , Mark Hollis Gesang wirkt jetzt faßbarer, und insgesamt scheint das Stück auf einen , noch nicht näher erkennbaren Höhepunkt hinzuführen. Zwischenzeitlich immer wieder diese von Mundharmonika, Trompete und Keyboards hingetupfen Passagen. Wieder ohne Unterbrechung geht es dann mit Desire weiter, welches mit einem langsamen Orgelintro beginnt. Dann baut sich wieder ein Thema auf, dann wieder der Gesangseinsatz und ein wenig später entlädt sich die aufgebaute Spannung erstmals für ein paar Sekunden in einem lauten Ausbruch. Aber noch einmal geht es zurück in ruhigere Bereiche, das Bassthema bleibt aber bedrohlich und nach 4 Minuten kommt es dann zur „Explosion“. Jetzt klingt die Band sehr hart, von der vormaligen Zurückhaltung der Instrumente keine Spur mehr. Allerdings endet das lärmende Intermezzo dann doch recht überraschend l und das Stück fliest wieder ruhiger dem Ende zu.
Auf der zweiten Seite geht es dann mit Inheritance weiter. Mark Hollis´Gesang ist hier prägend, das Stück hat also mehr Songcharakter. Das trifft noch mehr auf das nachfolgende I Believe In You zu, der vielleicht eingängiste und von der Stimmung her positivste Track des Albums.
Das Album endet mit dem insgesamt eher ruhigen Wealth Auffällig bei den letzten beiden Stücken ist die Melodieführung des Keyboards.
Verständlich, dass die Gruppe ohne Single oder Video; zumindest erinnere ich mich an keines; der große kommerzielle Erfolg Ende der 80er verwehrt blieb.
Und mit der Band, die mit „Such A Shame“ und „It´s Your Life“ mal vorher die Hitparaden stürmte, hatte Talk Talk zu diesem Zeitpunkt auch überhaupt nichts mehr zu tun. Nach dem bereits oben erwähnten stilistisch ähnlichen Nachfolger lösten sie sich auf.

Aufmerksam wurde ich auf die Band Talk Talk tatsächlich erst durch ihre Singlerfolge Mitte der Achtziger. Das fand ich sogar ganz gut, weil es für mich damals 60´s mäßig klang. Das erste Album bekam ich gar nicht mit.
Aber als dann 1988 dieses Werk erschien, holte ich es mir gleich nachdem ich die erste Seite im Radio gehört hatte.
Jetzt habe ich es mir noch einmal als Silberling zugelegt. Ihre Dritte The Colour Of Spring , sowie ihr nachgeschobenes Livealbum werden irgendwann auch noch folgen.