Antwort auf: Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism, PC & Cancel Culture

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bullschuetz

Registriert seit: 16.12.2008

Beiträge: 2,114

By the way: Die Diskussion hier hat mir geholfen, mein eigenes Unbehagen mit dem CA-Konzept besser zu verstehen.

Ich glaube, es ist kein Zufall, dass ich mit den meisten Argumenten von @herr-rossi @go1 und @gypsy-tail-wind so d’accord gehen kann: Das sind ja alles wichtige Reflexionen über reale Machtstrukturen in der kulturellen Arena. Critical whiteness im besten Sinne sozusagen, Ausleuchtungen weißer Dominanz, die sich als Toleranz tarnt, alles gedacht von einem linken, gerechtigkeitssensiblen Standpunkt aus. Das finde ich gut, und so gesehen müsste ich das CA-Konzept eigentlich sympathisch finden.

Umso mehr treibt mich der Eindruck um, wenn ich wahrzunehmen glaube, dass ein im Kern sinnvolles linkes Konzept seinerseits ins Intolerante, auch Sektiererische umzukippen droht. Das macht mich nervös.

Es ist ja auch ein entsetzliches Drama, dass die sozialistische Idee im Stalinismus oder Maoismus so eine rabenschwarze Nachtseite offenbart hat. Nicht, dass ich CA damit vergleichen möchte, ich will ja nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen und maßlose Vergleiche aufmachen. Ich nehme da nur schlicht eine ähnliche Mechanik wahr: dass nämlich auch gute linke Ideen immer latent gefährdet sind, ins Grelle zu kippen. Und im Stalinismus war es ja so, dass gerade Intellektuelle mit lauteren Herzen sich oft schwer taten, Fehlentwicklungen im eigenen Haus zu benennen. Sie fürchteten, damit ihre Sache an den Faschismus zu verraten, an die Rechten, an den Feind.

Oh je, ich hoffe, ich trete niemandem zu nahe. Falls jemand das als inakzeptabel verstiegene Gedanken empfindet, bitte ich um Nachsicht.

zuletzt geändert von bullschuetz

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